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Von Ralf Keuper
Der Datenhunger der sog. Quants ist groß. Das ist verständlich, basiert der Erfolg von computergesteuerten Anlagestrategien darauf, sich mit Informationen, die andere noch nicht entdeckt haben, aber für den Anlageerfolg von Bedeutung sind, zu versorgen. Wenn alle dieselben Informationsquellen anzapfen, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass alle in dieselben Anlagen investieren, was die Preise nach oben und die Rendite nach unten treibt. Hinzu kommt, dass durch das Herdenverhalten die Modell- und Systemrisiken steigen, wie in der letzten Finanzkrise; diese Gefahr ist durch die Digitalisierung größer geworden (Vgl. dazu: Fördert die Digitalisierung das Herdenverhalten an der Börse?).
Im Extremfall kann es zu einer sog. Quant-Kernschmelze kommen; ein Phänomen, das Greg Smith in seinem Buch Die Unersättlichen schildert:
Das alle diese Unternehmen mit dem mehr oder weniger gleichen Modell arbeiteten, hatte zur Folge, dass Investmentchancen in stark kapitalisierten Märkten regelrecht belagert wurden, deshalb suchten die Computer zunehmend nach weniger liquiden und weniger breit gestreuten Investments. Je ausgefallener ein Wertpapier ist, desto weniger Käufer und Verkäufer gibt es dafür, deshalb kann es schwierig werden, eines dieser Investments zu realisieren. Obwohl Quants viel über die Gefahren fehlender Liquidität nachdenken, unterlief ihnen an dieser Stelle ein Fehler: Sie konnten sich nicht vorstellen, dass alle zur gleichen Zeit aussteigen wollen. Sie waren so hypnotisiert von ihrem nicht enden wollenden Erfolg, dass sie einfach immer wieder das machten, was das Computermodell ihnen sagte.
Unterdessen ist die Jagd nach neuen Datenquellen im vollen Gang.…