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Digitale Zahlungsdienste wie Google Pay und Apple Pay haben das Bankwesen in den letzten Jahren grundlegend verändert. Sie sind nicht mehr nur Werkzeuge zur Zahlungsabwicklung, sondern entwickeln sich zu zentralen Plattformen, die Zahlungsprozesse, Kundenbindung und Datenauswertung miteinander verknüpfen. Das Smartphone ist dabei zum universellen Finanzwerkzeug geworden, und Plattformen wie Google Pay dienen zunehmend als Zugangspunkt für verschiedenste Finanzdienstleistungen[1]Banking neu gedacht: Die Rolle von Google Pay in der Finanzwelt von morgen.
Das bringt für traditionelle Banken erhebliche Herausforderungen mit sich:
- Viele Institute kämpfen mit veralteten IT-Strukturen und langsamen Digitalisierungsprozessen.
- Die Erwartungen der Kunden haben sich drastisch verschoben: Gefordert werden Echtzeitüberweisungen, intuitive mobile Anwendungen, Push-Benachrichtigungen und personalisierte Angebote.
- Der Erfolg digitaler Plattformen basiert auf der Integration verschiedenster Dienste in einer App, was klassische Banken mit ihren monolithischen Strukturen oft nicht bieten können.
Neue Branchenstandards und Innovationsdruck
Die neuen Standards im Zahlungsverkehr sind eindeutig: Mobile Payment, Echtzeit-Transaktionen, Integration verschiedener Zahlungssysteme und datenbasierte Personalisierung werden von Kunden als selbstverständlich betrachtet. Banken, die diese Erwartungen nicht erfüllen, riskieren den Verlust von Marktanteilen und Relevanz.
Strategische Kooperationen mit FinTechs und die Einführung agiler Entwicklungsprozesse werden für viele Institute zur Überlebensfrage. Wer sich nicht in Plattform-Ökosysteme wie Google Pay und Apple Pay integriert, verliert den Zugang zu digitalen Zielgruppen und damit an Bedeutung. Versuche, mittels eigener Zahlungs-Apps den Trend umzukehren, haben nur geringe Erfolgschancen[2]Volksbanken bringen Girocard aufs iPhone – Chancen und Hürden. Gleiches gilt für Initiativen wie das bereits gescheiterte paydirekt oder dessen Nachfolger wero. Hier wurde der richtige Zeitpunkt um Jahre(!) verpasst.
Plattformlogik vs. Filialmodell
Google Pay und vergleichbare Plattformen arbeiten nach einer anderen Logik als klassische Banken: Sie schaffen Mehrwert durch Integration und Skalierbarkeit, nicht durch Abgrenzung. Die Rolle der Bank als alleiniger Anbieter finanzieller Dienste wird dadurch zunehmend in Frage gestellt. Neobanken und FinTechs haben diesen Wandel früh erkannt und setzen auf modulare, digitale Lösungen ohne physische Standorte – allerdings können sie Skalen- und Verbundeffekte nicht in dem Maße realisieren, wie Big Tech[3]Fintech: Zwischen Economies of Scale und Economies of Scope
Veränderte Finanzkultur
Auch die Finanzkultur der Gesellschaft verändert sich: Nutzer verwalten ihre Finanzen eigenständiger und treffen datenbasierte Entscheidungen. Banken müssen sich daher von der reinen Dienstleisterrolle hin zu umfassenden Finanzplattformen entwickeln, die Kunden in allen Lebensbereichen begleiten.
Fazit
Wer als Bank nicht in der Lage ist, sich in diese neuen digitalen Strukturen zu integrieren, riskiert nicht nur Marktanteile, sondern auch das Vertrauen der Kunden.
Bereits 2018 absehbar
Die geschilderte Entwicklung oder eher Situation wurde auf diesem Blog bereits 2018 in dem Beitrag Die neuen Economies of Scope (Verbundeffekte) im Banking thematisiert.
Langfristige Trends der Plattformökonomie
Die darin beschriebenen Mechanismen – etwa die Verschiebung der Kundenschnittstelle zu großen Plattformen, die Überwindung des Zielkonflikts zwischen Skaleneffekten und Verbundeffekten sowie die zunehmende Branchenauflösung – haben sich in den letzten Jahren weiter verstärkt. Die Beobachtungen waren also nicht nur präzise, sondern auch richtungsweisend.
Banken im Wandel
Auch heute, 2025, kämpfen viele traditionelle Banken weiterhin mit den Herausforderungen, die auf Bankstil bereits 2018 beschrieben wurden: digitale Souveränität, fehlende Skaleneffekte, mangelnde Plattformkompetenz. Zwar gibt es Fortschritte bei Open Banking, Kooperationen mit FinTechs und der Einführung neuer Technologien, doch der grundlegende Wandel ist noch nicht abgeschlossen.
Plattformen als dominante Akteure
Amazon, Apple, Google, Alibaba und Co. haben ihre Plattformen weiter ausgebaut und neue Branchen erobert, darunter auch das Finanzwesen (z.B. Apple Pay, Amazon Pay, Google Wallet). Die Datenhoheit und die Vernetzung dieser Plattformen sind heute noch entscheidender für den Wettbewerb als vor einigen Jahren.
Bestätigung durch aktuelle Forschung und Praxis
Auch wissenschaftliche Studien und Marktanalysen der letzten Jahre bestätigen die damalige Einschätzung. Die Bedeutung von Service- und Plattformtechnologien nimmt zu, und die Grenzen zwischen Branchen werden immer durchlässiger.
Fazit
Die Einschätzung von 2018 war nicht nur zutreffend, sondern hat sich als nachhaltige Prognose erwiesen. Die Herausforderungen und Chancen, die damals beschrieben wurden, prägen das Bankwesen und die gesamte Wirtschaft weiterhin maßgeblich. Das zeigt, wie wichtig es ist, solche grundlegenden wirtschaftlichen Veränderungen frühzeitig zu erkennen und strategisch darauf zu reagieren – das setzt natürlich die Existenz einer Strategie voraus. Die Banken hierzulande exzellieren noch immer überwiegend auf der taktischen und operativen Ebene – die wirklich wichtigen Entscheidungen fallen jedoch auf der strategischen Ebene.
References