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Das Dokument “Artificial Intelligence in Finance – The Future of Banking 7″ untersucht die tiefgreifenden Transformationen, die künstliche Intelligenz (KI), insbesondere generative KI (GenAI), im Finanzsektor hervorruft. Es beleuchtet sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen und Risiken, die sich aus dieser Entwicklung für Finanzintermediäre, Zentralbanken, Finanzmärkte und die Unternehmensführung ergeben.
Zentrale Themen und Erkenntnisse:
KI im Finanzsektor: Transformationen, Herausforderungen und regulatorische Antworten
- Chancen: KI verbessert die Kreditprüfung und ‑überwachung erheblich, indem sie große, unstrukturierte Datensätze analysiert und eine nuanciertere Risikobewertung ermöglicht. Dies erweitert den Zugang zu Krediten, insbesondere für Unternehmen mit geringer Bonität, und verringert die Abhängigkeit von Sicherheiten. Zentralbanken nutzen KI zunehmend für makroökonomische Analysen, die Überwachung von Zahlungssystemen und die Finanzaufsicht, was zu schnelleren und genaueren Entscheidungen führt.
- Herausforderungen: KI-Systeme können bestehende Vorurteile in historischen Daten verstärken, was zu Diskriminierung führen kann. Die Intransparenz (“Black Box”-Problem) von KI-Modellen erschwert die Aufsicht und die Zuweisung von Verantwortung. Zudem birgt die zunehmende Konzentration im KI-Ökosystem (Hardware, Cloud-Dienste, Basismodelle) Risiken für die Finanzstabilität, da Abhängigkeiten von wenigen Anbietern entstehen und gleichartige Modelle zu Herdenverhalten führen können. Cyberangriffe werden durch KI-Tools ebenfalls ausgefeilter.
- Regulierung: Regulierungsbehörden stehen vor der Herausforderung, Innovationen zu fördern und gleichzeitig Finanzstabilität, Wettbewerb und Verbraucherschutz zu gewährleisten. Es gibt unterschiedliche Regulierungsansätze (marktorientiert in den USA, staatsorientiert in China, rechteorientiert in der EU), aber die Notwendigkeit internationaler Zusammenarbeit zur Harmonisierung von Standards und zur Vermeidung von Regulierungsarbitrage wird betont.
Auswirkungen von KI auf Finanzmärkte: Neugestaltung von Informationen und deren Folgen
- Informationswandel: Die Fülle an alternativen Daten (Satellitenbilder, Kreditkartendaten, soziale Medien) und Marktdaten, kombiniert mit leistungsstarken maschinellen Lernalgorithmen, senkt die Kosten der Informationsgewinnung und verbessert die Prognosegenauigkeit. Reinforcement Learning ermöglicht es KI, autonome Handelsstrategien zu entwickeln.
- Implikationen für die Wertpapierbranche: KI-gestützter Handel (Market Making, Arbitrage, direktionale Strategien) und KI-gestütztes Asset Management (Quant-Fonds, Robo-Advisors) nehmen zu. Dies führt zu Effizienzgewinnen und Liquiditätsverbesserungen.
- Risiken: KI kann Anreize schaffen, sich auf kurzfristige Signale statt auf Fundamentaldaten zu konzentrieren, was zu Fehlbewertungen führen kann. Sie kann Informationsasymmetrien zwischen Marktteilnehmern mit unterschiedlichen technologischen Fähigkeiten verstärken und einen “Wettrüstung” um Rechenleistung auslösen. Preisalgorithmen können unbeabsichtigt zu stillschweigender Kollusion führen. Die “Black Box”-Natur der Algorithmen erschwert die Erkennung von Marktmanipulation und die Zuweisung von Rechenschaftspflicht.
Unternehmensfinanzierung und ‑führung mit KI: Alt und Neu
- Delegation an KI (Agenturproblem): KI kann als Orakel (Berater), Agent (unter Aufsicht) oder Souverän (autonom) agieren. Dies führt zu einem “Fehlausrichtungsproblem”, bei dem KI-Systeme Ziele eng optimieren, was unbeabsichtigte negative Folgen haben kann, selbst wenn sie pflichtbewusst handeln. Die fehlende Absicht und Interpretierbarkeit von KI erschwert die Governance und die Zuweisung von Verantwortung.
- Wandel der Informationsasymmetrie: KI und Big Data verändern die traditionelle Informationsüberlegenheit von Insidern. Alternative Datenquellen ermöglichen Außenstehenden Einblicke, die zuvor Insidern vorbehalten waren. Gleichzeitig entsteht eine “öffentliche Informationsasymmetrie”, da nur technologiegestützte Akteure die Fülle der öffentlichen Daten effektiv verarbeiten können. Unternehmen passen ihre Offenlegungen zunehmend an maschinelle Leser an.
- Finanzielle Vertragsgestaltung mit KI: KI-gestützte Smart Contracts auf Blockchain-Basis automatisieren die Vertragsdurchführung, erhöhen die Transparenz und reduzieren Transaktionskosten. Sie ermöglichen eine dynamische Anpassung an Marktbedingungen. Jedoch können sie auch Starrheit mit sich bringen und die notwendige Flexibilität bei unvorhergesehenen Ereignissen einschränken, was zu systemischen Risiken führen kann.
- Politische Implikationen: Es wird ein Übergang zu ergebnisbasierter Haftung, obligatorischer Interpretierbarkeit von KI-Modellen, Stresstests, interdisziplinärer Forschung und standardisierter Governance gefordert. Hybridmodelle, die menschliche Aufsicht mit KI-Einsichten verbinden, werden als entscheidend angesehen.
Fazit:
Die Integration von KI in Finanzsysteme ist eine strukturelle Transformation mit erheblichen Vorteilen, aber auch Risiken für Stabilität, Gerechtigkeit und Governance. Die Politik muss Innovation und Risikomanagement ausbalancieren, Transparenz, Fairness und ethische Standards gewährleisten und die internationale Zusammenarbeit verstärken, um die Vorteile der KI umfassend zu nutzen und ihre potenziellen negativen Auswirkungen zu mindern.