Von Ralf Keuper
Gestern fand in Frankfurt das Zweite FinTech Forum DACH statt. Eingeladen hatten Frank Schwab von BankITX und Samarth Shekhar von TechFluence. Dem Ruf gefolgt waren 50 Teilnehmer, die Mehrzahl von ihnen Gründer von FinTech-Startups, aber auch Investoren, Berater sowie Vertreter der Presse und einige Blogger, wie Hans-Jörg Leichsenring vom Bank Blog, Boris Janek von Finance Zweinull und ich.
In zwei Runden (vormittags und nachmittags) hatten die Gründer die Möglichkeit, in sieben Minuten ihr Startup vorzustellen und sich für weitere drei Minuten den Fragen aus dem Publikum zu stellen.
Vorgestellt haben sich:
Die FinTech-Startups deckten dabei fast das gesamte Spektrum der Einsatzfelder ab, wie Corporate Banking, Billing, Payments/Wallets, P2P Lending, Bitcoin, Social Trading und Core Banking.
Die Vorträge haben für mich gezeigt, wie vielfältig, dynamisch und professionell die FinTech-Startup-Szene in Deutschland inzwischen ist. Das war schon beeindruckend. Alle wissen was sie tun und was sie wollen.
Ein weiterer Höhepunkt war die Podiumsdiskussion, die von Frank Schwab moderiert wurde. Über die Zukunft der Banken bzw. des Banking diskutierten Nelson Holzner (BillPay), Reinier Musters (Orange Growth Capital), Mikhail Khasin (SberBank), Adam Moulson (SWIFT) und Christian Thalerwolski (Wellington Capital).
Einheitlicher Tenor war, dass die Digitalisierung von den Banken Innovationen fordert, die einen Kulturwandel voraussetzen. Wenngleich einige hoffnungsvolle Zeichen festzustellen sind und Fragen der Technologie auf der Agenda der Banken verstärkt auftauchen, zeigt die Branche insgesamt keine Anzeichen, von ihrem konservativen Kurs abzugehen. Das klassische Tagesgeschäft, das Management der Bilanz, hat, nicht zuletzt aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre, nach wie vor Vorrang.
Ein Kulturwandel müsste von der Spitze ausgehen. Die Diskussionsteilnehmer waren sich weitgehend darin einig, dass der derzeitige Befund auch im Jahr 2020 noch zutreffen wird.
Die Innovationslücke im Banking wird daher bis auf weiteres von den FinTech-Startups gefüllt bzw. ist ihre eigentliche Chance.
Auch wenn momentan einige Stimmen zu vernehmen sind, die von einem Hype und einer Überhitzung des Marktes für Startups sprechen, sahen die Diskussionsteilnehmer diese Gefahr nicht. Die Verfahren auf Seiten der Investoren seien inzwischen so ausgefeilt, die Anforderungen so hoch, dass nur die Startups mit schlüssigem Konzept und guten Erfolgsaussichten gefördert werden. Spektakuläre Exits sind aber auch in Zukunft eher die Ausnahme.
Wie wichtig Veranstaltungen wie das FinTech Forum D‑A-CH für ein Land wie Deutschland sind, wird deutlich, wenn man sich volkswirtschaftliche Bedeutung von (FinTech-) Startups in Ländern wie den USA, Großbritannien sowie in Skandinavien vor Augen führt.