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Von Ralf Keuper
Langsam aber sicher werden Banken und Finanzdienstleister vom medialen (Mal-)Strom erfasst. Bisher waren hiervon in erster Linie die klassischen Medienkonzerne betroffen. Nun aber bekommt auch die Bankenbranche die Gesetze der Aufmerksamkeitsökonomie immer deutlicher zu spüren.
Internet‑, Telekommunikations- und E‑Commerce-Konzerne wie Apple, Alibaba/Alipay, Tencent, Amazon, Baidu, SoftBank & Co mischen derzeit die Medien- und Unterhaltungsindustrie kräftig auf. Digitaler, mobil verfügbarer Content erhält dabei eine Schlüsselstellung. Alleine in den letzten Tagen haben fast alle großen Internetkonzerne Kooperationen, Aktionen oder Übernahmen im Bereich Mobile und digital Content bekannt gegeben, wie Baidu, Tencent, Alibaba und Facebook. Die Liste ließe sich noch fortsetzen.
Es wäre leichtsinnig zu glauben, dass die Banken von dieser Entwicklung unberührt bleiben. Alle der genannten Unternehmen sind bereits massiv im Bankgeschäft tätig. Am aktivsten ist derzeit Alibaba/Alipay – und das nicht nur wegen Ant Financials und der eventuell bevorstehenden Kooperation mit Apple Pay. Das reicht noch deutlich weiter. Durch die Allianz mit dem chinesischen YouTube-Pendant Youku können die Kunden demnächst, so VentureBeat, während des Online-Einkaufs Videos ansehen bzw. umgekehrt beim Video schauen einkaufen. Kein Medienbruch. Und das ist erst der Anfang. Bei der Gelegenheit erhalten Alibaba/Alipay und Youku noch einen Einblick in das Kauf- und Informationsverhalten der Kunden.
In dem Beitrag Are Merchants to Blame for the Slow Uptake of Mobile Payments?, wird der Head of Technology and Digital Banking der BBVA, Louis Uguina, u.a. mit den Worten zitiert:
… the idea of a wallet as a central, coördinating medium for all of these things is quite strong. And that again points to the wallet as a common infrastructure rather than as an app in its own right.
Frei nach McLuhan: Das Medium ist die Botschaft.
Nicht umsonst hat Apple mit Apple Pay genau an dieser Stelle angesetzt. Alibaba/Alipay scheinen dem Beispiel folgen zu wollen. Sie haben die immense Bedeutung dieses Medienkanals erkannt und bauen ihre Ökosysteme systematisch aus. Dabei blicken sie über das eigentliche, traditionelle Bank- und Mediengeschäft hinaus. Das ist die eigentliche Bedrohung für Banken und Medienkonzerne gleichermaßen. Der “Streamingeffekt” wird nur wenige Branchen ausnehmen. Banken zählen nicht dazu.
Da braut sich was zusammen.