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Eine vom Ver­bän­de­bünd­nis “Sozia­les Woh­nen” beauf­trag­te Stu­die des Pest­el-Insti­tuts offen­bart eine sich zuspit­zen­de Ent­wick­lung des Woh­nungs­mark­tes in Deutschland.

Bun­des­weit sinkt die Wohn­ei­gen­tums­quo­te ste­tig, mit beson­ders nied­ri­gen Wer­ten in Groß­städ­ten. In städ­ti­schen Gebie­ten liegt sie bei nur 25 Pro­zent, wäh­rend länd­li­che Regio­nen eine Quo­te von durch­schnitt­lich 52,2 Pro­zent auf­wei­sen. An der Spit­ze liegt das Saar­land mit 58,6 Pro­zent Eigen­tü­mer­quo­te vor Rhein­land-Pfalz (53,5 Prozent).

Die Stu­die kann über die Sei­te des DMB her­un­ter­ge­la­den werden.

Wohn­si­tua­ti­on in ganz Deutsch­land bleibt angespannt

Die Situa­ti­on vari­iert dabei regio­nal stark: In ost­deut­schen Groß­städ­ten wie Ber­lin (15,8%), Leip­zig (13,3%) und Dres­den (16,4%) ist die Eigen­tums­quo­te beson­ders nied­rig. Bun­des­län­der wie Baden-Würt­tem­berg ver­zeich­nen einen Rück­gang von 52,1% (2011) auf 50,6% (2022). Schles­wig-Hol­stein erlebt einen ähn­li­chen Trend mit einem Abfall von 49,7% auf 47,0%[1]Anteil der Eigen­tü­mer beim Woh­nen im Nor­den gesun­ken[2]Stu­die: Weni­ger Wohn­ei­gen­tü­mer im Nord­wes­ten[3]Stu­die: Anteil der Wohn­ei­gen­tü­mer im Süd­wes­ten sinkt[4]Nur jeder fünf­te Frank­fur­ter Haus­halt wohnt im Eigen­tum[5]Stu­die: Wohn­ei­gen­tü­mer blei­ben in Ber­lin die Min­der­heit.

Es gibt jedoch auch Aus­nah­men: In Meck­len­burg-Vor­pom­mern stieg die Eigen­tums­quo­te leicht von 38,1% auf 39,1%, und in Sach­sen[6]Stu­die: Zahl der Woh­nungs­ei­gen­tü­mer in Sach­sen gestie­gen nahm die Zahl der Eigen­tü­mer um etwas mehr als 5% zu.

Trotz die­ser regio­na­len Unter­schie­de war­nen Exper­ten vor stei­gen­der Alters­ar­mut auf­grund der ange­spann­ten Wohn­si­tua­ti­on in vie­len Tei­len Deutschland.

Woh­nungs­not trotz Leerstände 

In der Stu­die heisst es mit Blick auf die z.T. hohen Leerstände:

Die Woh­nungs­markt­si­tua­ti­on zeigt zum Jah­res­en­de 2022 in wei­ten Tei­len West­deutsch­lands „Defi­zi­te“ und „star­ke Defi­zi­te“. Über­hän­ge fin­den sich in West­deutsch­land in Süd­nie­der­sach­sen, Tei­len des Ruhr­ge­biets, im Süden von Rhein­land- Pfalz und im Saar­land sowie in Nord­ost­bay­ern. In Ost­deutsch­land wei­sen auf der Ebe­ne der Anpas­sungs­schich­ten Ber­lin und Leip­zig Woh­nungs­de­fi­zi­te auf. Die star­ken Über­hän­ge erge­ben sich aus einem rech­ne­risch hohen Leer­stand. Es ist aller­dings frag­lich, ob die­se als Leer­stand gezähl­ten Woh­nun­gen jemals wie­der bezo­gen wer­den. Wenn die­ser Leer­stand ver­füg­bar gewe­sen wäre, hät­ten die meis­ten ost­deut­schen Kom­mu­nen kein Pro­blem bei der Flücht­lings­un­ter­brin­gung haben dür­fen. In der Rea- lität wur­de aber auch in Ost­deutsch­land auf Unter­künf­te zurück­ge­grif­fen oder es wur- den über Con­tai­ner ent­spre­chen­de Lösun­gen geschaf­fen. Ins­ge­samt zeigt sich zwar noch immer ein deut­li­cher West-Ost-Unter­schied bei der Wohnungsmarktsituation.

Chan­ce auf Wohn­ei­gen­tum für Durch­schnitts­ver­die­ner “gleich null

Chef-Öko­nom des Pest­el-Insti­tuts, Mat­thi­as Gün­ther, spricht von einem “poli­ti­schen Ver­sa­gen” und kon­sta­tiert, dass die Chan­ce auf Wohn­ei­gen­tum für Durch­schnitts­ver­die­ner “gleich null” sei[7]Pest­el-Insti­tut for­dert „Offen­si­ve Wohn­ei­gen­tum“.

Mit­tel­schicht und Gut­ver­die­nen­de immer häu­fi­ger betroffen

Die Kon­se­quen­zen sind gra­vie­rend: Stei­gen­de Mie­ten und Immo­bi­li­en­prei­se tref­fen mitt­ler­wei­le nicht nur ein­kom­mens­schwa­che Grup­pen, son­dern auch die Mit­tel­schicht und Gutverdienende.
In Mün­chen spitzt sich die Situa­ti­on beson­ders zu. Mie­ter geben oft 50% oder mehr ihres Ein­kom­mens für Wohn­raum aus. Die Immo­bi­li­en­prei­se sind um bis zu 33% gestie­gen, und Kre­di­te kön­nen monat­li­che Raten von 1900 Euro bedeu­ten. Mit einer Eigen­tums­quo­te von 23,3 Pro­zent ist Mün­chen das Schluss­licht in Ober­bay­ern[8]Weil Immo­bi­li­en-Prei­se explo­die­ren: Münch­nern droht die Alters­ar­mut, wenn sie lebens­lang Mie­ter blei­ben.

Wei­te­re Aussagen:

  • Im Jah­re 2023 dürf­te die Woh­nungs­de­fi­zi­te um wei­te­re 100.000 Woh­nun­gen auf über 800.000 Woh­nun­gen ange­stie­gen sein.
  • Die Woh­nungs­de­fi­zi­te betref­fen nahe­zu aus­schließ­lich die Berei­che des sozia­len und bezahl­ba­ren Wohnens.
  • Es feh­len vor allem klei­ne Woh­nun­gen im Preis­be­reich zwi­schen 6 und 10 € net­to-kalt je m2-Wohnfläche.

Exper­ten war­nen vor einer dro­hen­den Alters­ar­mut, da vie­le Men­schen lang­fris­tig kei­ne bezahl­ba­re Wohn­per­spek­ti­ve mehr haben.

Eine For­de­rung:

Es kann somit nicht um Objekt- oder Sub­jekt­för­de­rung gehen, bei­des ist not­wen­dig. Ohne einen hin­rei­chen­den Anteil an Miet­woh­nun­gen als Sozi­al­woh­nung und bei gemein­wohl­ori­en­tier­ten Ver­mie­tern besteht ein hohes Risi­ko, dass die Sub­jekt­för­de­rung am Ende eher der För­de­rung von Ver­mie­tern dient.