Von Ralf Keuper

Der Wire­card-Skan­dal stößt in neue Dimen­sio­nen vor und zeigt gleich­zei­tig, wie schnell die Ereig­nis­se eine SPIE­GEL-Titel­ge­schich­te über­ho­len kön­nen. Am 18.07.20 titel­te DER SPIEGEL: Der Wire­card-Thril­ler. Hoch­stap­ler, Söld­ner, Agen­ten: Die Geschich­te eines Mil­li­ar­den­be­trugs. Weni­ge Tage spä­ter zeigt sich, dass die Geschich­te vom durch­ge­knall­ten Ein­zel­tä­ter ein Mär­chen ist. Mit der erneu­ten Ver­haf­tung von Mar­kus Braun, eines wei­te­ren Wire­card-Vor­stands sowie des ehe­ma­li­gen Chef­buch­hal­ters ist die Theo­rie vom Ein­zel­tä­ter hin­fäl­lig. Die Staats­an­walt­schaft Mün­chen geht davon aus, dass Wire­card seit 2015 rote Zah­len schrieb und die Bilan­zen gefälscht wur­den[1]Braun im Sumpf.

Ver­stö­rend ist die Rol­le der Bun­des­re­gie­rung und des Bun­des­kanz­ler­am­tes. Nach­dem bekannt wur­de, dass der ehe­ma­li­ge Wirt­schafts- und Ver­tei­di­gungs­mi­nis­ter zu Gut­ten­berg beim Kanz­ler­amt für Wire­card inter­ve­nier­te, sind nun Bun­des­kanz­le­rin Ange­la Mer­kel sowie der ehe­ma­li­ge Geheim­dienst­be­auf­trag­te Klaus-Die­ter Frit­sche als Wire­card-Für­spre­cher in Erschei­nung getre­ten[2]Auch Ex-Geheim­dienst­be­auf­trag­ter Frit­sche lob­by­ier­te im Kanz­ler­amt. Zuvor war Finanz­mi­nis­ter Olaf Scholz in der Cau­sa Wire­card in die Kri­tik gera­ten. Bereits im Febru­ar 2019 wur­de Scholz von der BaFin über die Ermitt­lun­gen gegen Wire­card wegen des Ver­dachts auf Markt­ma­ni­pu­la­ti­on in Kennt­nis gesetzt. Finanz-Staats­se­kre­tär Kukies führ­te noch im Novem­ber 2019 ein per­sön­li­ches Gespräch mit Mar­kus Braun[3]Früh unter­rich­tet, aber lan­ge nichts gewusst?.