Von Ralf Keuper
Wer sich heute das Agieren des deutschen Kreditgewerbes im elektronischen Zahlungsverkehr etwas näher anschaut, insbesondere was die Planung und Lancierung von Paydirekt betrifft, gewinnt dabei nicht den Eindruck, dass die Banken und Sparkassen die Treiber der Entwicklung sind. Eher sind sie Nachzügler. Das ist umso bedenklicher, da es es sich beim Zahlungsverkehr um eine, wenn nicht die Schlüsselfunktion im Bankgeschäft handelt. Mögen die Kosten für die Unterhaltung der Infrastruktur einem auch hin und wieder die Freude am Geschäft vermiesen, so sind und bleiben sie doch das “Eintrittsgeld”, um sich als Clearingstelle und Drehscheibe für die Informations- und Zahlungsströme zu positionieren. Wer hier die Pole-Position besetzt, kann daraus weiteres Geschäft generieren. Ein Punkt, den die Internetkonzerne wie Apple, Google, Amazon, Alibaba und Samsung vollauf erkannt haben, weshalb sie die Stoßrichtung ihrer Aktivitäten eben dort konzentrieren. Ebenfalls die historische Chance erkannt haben zahlreiche Fintech-Startups wie Stripe.
So weit zur aktuellen Situation.
Nicht nur für historisch interessierte stellt sich die Frage, ob es so kommen musste und ob in der Vergangenheit zu einem entscheidenden Zeitpunkt die Weichen falsch gestellt bzw. Chancen ausgelassen wurden. Für diese Art der Betrachtung hat sich der Begriff der kontrafaktischen Geschichte eingebürgert. In Deutschland wird diese Richtung u.a. von dem renommierten Alt-Historiker Alexander Demandt vertreten, wie in seinem Buch Es hätte auch anders kommen können – Wendepunkte deutscher Geschichte.
Die Spuren führen uns im vorliegenden Fall zurück in die 1980er Jahre, die nach meinem Dafürhalten die entscheidenden Jahre für das Banking waren und noch sind. Zu dieser Zeit sorgten die Sparkassen mit ihrem rührigen, jedoch sowohl intern wie extern nicht unumstrittenen Geschäftsführer, Wolfgang Starke, für einige Unruhe in der weitgehend harmonischen deutschen Bankenwelt. Starke, der 1976 von der Com…