München/​London, 9. Dezem­ber 2021 – Welt­weit befas­sen sich Zen­tral­ban­ken mit der Ein­füh­rung digi­ta­len Gel­des als Ergän­zung zum Bar­geld. Akzep­tanz und Nut­zen für die Ver­brau­cher spie­len bei der Aus­ge­stal­tung die­ses all­ge­mein zugäng­li­chen, digi­ta­len Zah­lungs­mit­tels eine Schlüs­sel­rol­le. Je nach Ent­wick­lungs­grad der Bezahl­in­fra­struk­tur eines Lan­des und der Wahr­neh­mung des öffent­li­chen Dis­kur­ses über die Vor­tei­le von CBDC zeigt sich hier ein ganz unter­schied­li­ches Bild. Das geht aus einem vom inter­na­tio­na­len Tech­no­lo­gie­kon­zern Giesecke+Devrient (G+D) und dem unab­hän­gi­gen bri­ti­schen Think Tank Offi­ci­al Mone­ta­ry Finan­cial Insti­tu­ti­ons Forum (OMFIF) ver­öf­fent­lich­ten Bericht her­vor. Um Vor­tei­le wie Benut­zer­freund­lich­keit und all­ge­mei­ne Ver­füg­bar­keit ins öffent­li­che Bewusst­sein zu rücken und das Inno­va­ti­ons­po­ten­zi­al für die Finanz­wirt­schaft auf­zu­zei­gen, soll­ten Zen­tral­ban­ken beim Auf­set­zen einer Digi­tal­wäh­rung eng mit dem Pri­vat­sek­tor koope­rie­ren.

Der Bericht basiert auf einer von Ipsos MORI durch­ge­führ­ten Umfra­ge, die Erkennt­nis­se über die Ein­stel­lung der Kon­su­men­ten zu digi­ta­lem Geld als gesetz­li­ches Zah­lungs­mit­tel lie­fert. Im Auf­trag von OMFIF und G+D wur­den über 3.000 Ver­brau­che­rin­nen und Ver­brau­cher in Deutsch­land, Indo­ne­si­en, Nige­ria und den USA befragt. Ziel der Stich­pro­ben-Umfra­ge war es, ein Bild über die Erwar­tun­gen sowie Beden­ken der Kon­su­men­ten in Indus­trie- und Schwel­len­län­dern bei zen­tral­bank­ge­stütz­tem Digi­tal­geld zu erhalten.

Die Ergeb­nis­se der Umfra­ge zei­gen einen deut­li­chen Unter­schied in den ein­zel­nen Län­dern je nach Ent­wick­lungs­grad der Bezahl­in­fra­struk­tu­ren. In Nige­ria, wo seit Okto­ber ein CBDC-Pilot­pro­jekt läuft, geben 91 Pro­zent der Befrag­ten an, dass sie digi­ta­les Zen­tral­bank­geld wahr­schein­lich nut­zen wür­den, in Indo­ne­si­en sind es 60 Pro­zent. In den USA sind es dage­gen nur 24 Pro­zent und in Deutsch­land 14 Pro­zent. Dies deu­tet dar­auf hin, dass die Ein­füh­rung einer digi­ta­len Wäh­rung in Schwel­len­län­dern, in denen – anders als bei­spiels­wei­se in Deutsch­land oder den USA – das Ange­bot an Zah­lungs­mög­lich­kei­ten weni­ger breit gefä­chert ist, ein gro­ßer Ent­wick­lungs­sprung im Zah­lungs­ver­kehr statt­fin­den könnte.

Auch der Bekannt­heits­grad digi­ta­ler Wäh­run­gen ist in den Schwel­len­län­dern wesent­lich höher: Mehr als 40 Pro­zent der Ver­brau­cher in Nige­ria und Indo­ne­si­en sind mit dem Kon­zept von Cen­tral Bank Digi­tal Cur­ren­ci­es (CBDCs) ver­traut. In Deutsch­land geben nur knapp 17 Pro­zent an, vom digi­ta­len Euro gehört zu haben.

Wei­te­re wich­ti­ge Ergeb­nis­se des Berichts sind:

Die Ver­brau­cher hal­ten trotz der Viel­falt an Bezahl­mit­teln und der Aus­wir­kun­gen von Covid-19 auf das Bezah­len stark am Bar­geld fest. Fast die Hälf­te der in Deutsch­land Befrag­ten zahlt am häu­figs­ten bar. Ins­ge­samt ist für 74 Pro­zent der Ver­brau­cher in den vier Län­dern Bar­geld eine der drei am häu­figs­ten ver­wen­de­ten Zahlungsarten.

Bei den The­men Sicher­heit und Ver­füg­bar­keit in Bezug auf digi­ta­le Bezahl­for­men all­ge­mein haben die Befrag­ten am meis­ten Vor­be­hal­te. Mehr als 27 Pro­zent gaben an, dass sie unsi­cher sind, ob sol­che Zah­lun­gen aus­rei­chend geschützt sind oder ob die Händ­ler sie akzeptieren.

Digi­ta­les Zen­tral­bank­geld könn­te die­se Beden­ken zer­streu­en: Sicher­heit (33 Pro­zent) und uni­ver­sa­le Nut­zungs­mög­lich­keit (29 Pro­zent) wer­den von den Befrag­ten als die bei­den wich­tigs­ten poten­zi­el­len Vor­tei­le genannt.

Ver­brau­cher, die ange­ben, dass sie CBDCs nut­zen wür­den, sehen ein brei­tes Spek­trum an Ein­satz­mög­lich­kei­ten. In ihren Augen könn­te das digi­ta­le Geld eine Ergän­zung zu Zah­lungs-Apps, Kar­ten, mobi­len Geld­bör­sen und Bar­geld sowie ein Instru­ment zur finan­zi­el­len Inte­gra­ti­on sein.

„Digi­ta­le, staat­lich legi­ti­mier­te Wäh­run­gen bie­ten eine his­to­ri­sche Chan­ce, eine neue uni­ver­sel­le Form von Geld zu eta­blie­ren. Ver­brau­cher­ak­zep­tanz und ‑nut­zen sind dabei der Schlüs­sel zum Erfolg. Die Stu­die unter­sucht Mög­lich­kei­ten, wie digi­ta­le Zen­tral­bank­wäh­run­gen als Basis-Infra­struk­tur ein Motor für Inno­va­tio­nen sein, das Wachs­tum der digi­ta­len Wirt­schaft ankur­beln und die finan­zi­el­le Inklu­si­on aus­wei­ten könn­ten”, sagt Dr. Wolf­ram Sei­de­mann, CEO von G+D Cur­ren­cy Tech­no­lo­gy. „Sie ist ein Auf­ruf zum Han­deln, um die Debat­te über die Zukunft des Gel­des in einer zuneh­mend digi­ta­len Welt zu intensivieren.“

„Wäh­rend vie­le Vor­den­ker im Finanz- und Tech­no­lo­gie­be­reich über Gestal­tung, Funk­ti­on und Anwen­dungs­be­reich von CBDCs debat­tie­ren, ist es von ent­schei­den­der Bedeu­tung, sich an einen Punkt zu erin­nern, der oft ver­ges­sen wird: Damit digi­ta­le Wäh­run­gen die gewünsch­te Wir­kung in Bezug auf Schnel­lig­keit, nied­ri­ge Kos­ten und ein­fa­che Hand­ha­bung ent­fal­ten und zu poli­ti­schen Zie­len wie etwa finan­zi­el­ler Inklu­si­on bei­tra­gen kön­nen, müs­sen die Men­schen auf sie vor­be­rei­tet sein. Die­ser Bericht ver­sucht, eine Ant­wort auf die zen­tra­le Fra­ge zu geben: Wer­den Ver­brau­cher digi­ta­le Wäh­run­gen nut­zen?”, ergänzt John Orchard, Vor­stands­vor­sit­zen­der der OMFIF.

ZUR UMFRAGE:

Die Umfra­ge wur­de von Ipsos MORI in vier Län­dern mit­tels eines inter­net­ba­sier­ten Fra­ge­bo­gens durch­ge­führt, um eine mög­lichst effi­zi­en­te Reich­wei­te in allen Län­dern zu erzie­len. Die Befra­gung fand vom 20. August bis zum 3. Sep­tem­ber 2021 statt. Die Gesamt­stich­pro­be umfass­te etwas mehr als 3.000 ein­zel­ne Befrag­te im Alter von 16 bis 74 Jah­ren. Die Stich­pro­ben­grö­ße betrug 1.001 in Deutsch­land und den USA und 500 in Indo­ne­si­en und Nige­ria. Die Ergeb­nis­se wur­den so gewich­tet, dass jedes Land in den Gesamt­zah­len gleich viel zählt. Auch die demo­gra­fi­schen Pro­fi­le auf der Grund­la­ge von Alter, Geschlecht und Haus­halts­ein­kom­men sind gleich­mä­ßig vertreten.

Der voll­stän­di­ge Bericht steht hier zum Down­load bereit: https://www.gi-de.com/corporate/Payment/Central_Bank_Digital_Currencies/G_D_2021_consumer_study.pdf