Von Ralf Keuper
Die Banken, wie wir sie heute noch kennen, sind Kinder der Industrialisierung und der Massenmärkte. In den Zeiten der Deutschland AG liefen die wichtigsten Informationen über den Zustand der Industrie bei den führenden Banken des Landes – Deutsche Bank, Dresdner Bank und Commerzbank – zusammen. Für den Mittelstand und die “Normalbürger” waren die Sparkassen und Genossenschaftsbanken zuständig. Zusammen verfügten die Banken über den größten und aussagekräftigsten Informationsstand in der Wirtschaft. Mit dem Aufkommen des Internets und später der großen digitalen Plattformen (Google, Apple, facebook, Samsung, Alibaba, Amazon, GE, Siemens, SAP, Tencent, SoftBank, Baidu, Microsoft) haben sich die Gewichte und in dessen Folge die Informationsflüsse verschoben. Große Teile der Informationen laufen an den Banken vorbei; sie haben ihr Informationsmonopol verloren. Eine neue Informations- und Abstraktionsschicht hat sich über das Banking gelegt. Den neuen Ordnungszusammenhang bestimmen andere.
Im hohen Maß verantwortlich für diese Entwicklung und in ihrer Bedeutung häufig unterschätzt sind Technologie- und Industriestandards. So wäre der Welthandel ohne einheitliche Maße für Frachtcontainer so nicht möglich. Bislang konnten Banken gut damit leben, nicht vollständig in die Standardisierungsinitiativen eingebunden zu sein – abgesehen von den für ihre Branche relevanten. Warum sollte sich eine Bank Gedanken um Industriestandards machen? Das betrifft nicht ihr Kerngeschäft. Früher oder später kommen die relevanten Informationen (Transaktionsdaten) bei ihnen an. Welche Daten- und Informationsflüsse im Vorfeld, in der Anbahnungs- und Verhandlungsphase oder gar in der Produktion anfallen, war bislang relativ unwichtig. Irgendwann mussten die Hersteller und Kunden bei ihnen aufschlagen. Mit dem Internet der ersten und zweiten Generation setzte ein Wandel ein. Unternehmen und Kunden sowie die Kunden untereinander konnten direkt ohne Zwischenschaltung eines I…