Von Ralf Keuper
Das Gespenst der Tech Bubble geht seit einigen Jahren um. In regelmäßigen Abständen wird die nur auf den ersten Blick müßig erscheinende Frage gestellt, wann die Party vorbei ist, um einer kollektiven Katerstimmung Platz zu machen.
Auf diesem Blog wurde die Frage ebenfalls mehrfach diskutiert:
- Zwischen Tech Bubble und Startup-Explosion
- Acceleratoren und Inkubatoren für Startups nähern sich der Reifephase
- Sind die Erwartungen an die FinTech-Startups überzogen?
- Tech-Bubble im Anflug?
In dem zuletzt aufgeführten Beitrag wies ich auf die mahnenden Stimmen von Personen, wie dem Chef von Intel Capital, hin, die sich nicht so einfach beiseite schieben lassen.
Nun sind in den letzten vier Wochen weitere skeptische Äußerungen namhafter Investoren hinzugekommen, die den Verdacht einer Tech Bubble, die kurz vor dem Platzen bzw. der Bereinigung steht, erhärten, wie bei TechCrunch in The Tech Industry Is In Denial, But The Bubble Is About To Burst. Der Autor Tallat Mahomood belässt es nicht dabei, Einzelstimmen wiederzugeben, sondern stützt seine Bewertung auf die Theorie der finanziellen Instabilität des Ökonomen Hyman Minsky, die Fabian Lindner im Jahr 2007 in dem Beitrag Minsky und die Krisen des Kapitalismus erläuterte:
Mit steigender Wirtschaftskraft steigen auch die Gewinnerwartungen und damit die Vermögenspreise. Mit der Aussicht auf höherer Gewinne verschulden sich die Akteure stärker, um sich neues Kapital, ein Häuschen oder Aktien zu kaufen. Wenn sich die Gewinne dann auch verwirklichen, steigt die Erwartung auf noch höhere zukünftige Gewinne: Wenn jetzt schon so viel drin ist, muss noch mehr gehen, sagen sich viele. Schnell finden sich Theorien, warum das Wachstum nicht mehr aufhören kann und die Wirtschaft sich auf einem ganz neuen Pfad bewegt, auf dem Rezessionen der Vergangenheit angehören.
Ein weiterer lesenswerter Beitrag ist Der Prophet der Instabilität.
Der Feierlaune folgte bisher immer der Katzenjammer.
In seinem Modell unterscheidet Minsky fünf Stufen, die charakteristisch für die Entwicklung von Blasen sind, wie sie in dem Beitrag am Beispiel von Uber veranschaulicht werden:
- Displacement (Investors‘excitement with a new paradigm, such as advances in technology or historically low interest rates)
- Boom (Price rise slowly at first, but then get a momentum as more participants enter the market. Fear of missing out attracts even more participants. Consequently publicity for the asset class in question increases)
- Euphoria ( Asset prices increase exponentially; there is little rationale evident in decision making. During this phase, new valuation measures and metrics are touted to justify the unrelenting rise of asset prices)
- Profit taking (The few that have identified what’s going on are making their profit by selling their positions. This is the right time to exit, but is not seen by the majority)
- Panic (By now it’s too late and asset prices collapse rapidly as they once increased. With everyone trying to cash in realizing the situation, supply outstrips demand and many face big losses)
Mahomood kommt dann auch zu einem ernüchternden Ergebnis:
The fact that we are in a tech bubble is in no doubt. The fact that the bubble is about to burst, however, is not something the sector wants to wake up to. The good times the sector is enjoying are becoming increasingly artificial. The tech startup space at the moment resembles the story of the emperor with no clothes. It remains for a few established, reasoned voices to persist with their concerns so the majority will finally listen.
Das stimmt schon nachdenklich. Vor diesem Hintergrund erscheinen die Zertifikate, die in letzter Zeit auf FinTech-Unternehmen setzen, in einem anderen Licht …
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