Von Ralf Keuper

Für die Finanz­in­dus­trie sind ver­läss­li­che Daten, mehr noch als in der ver­ar­bei­ten­den Indus­trie, das Lebens­eli­xier. Eine Bank, die mani­pu­lier­te und unzu­ver­läs­si­ge Daten ver­ar­bei­tet, pro­du­ziert und repro­du­ziert, ver­liert schnell ihr wich­tigs­tes Kapi­tal: das Ver­trau­en ihrer Kunden.

Der eins­ti­ge Pri­vat­kun­den­vor­stand der Deut­schen Bank, Eck­hart van Hoo­ven, sag­te ein­mal, die wesent­li­che Funk­ti­on einer Bank bestehe dar­in, zuver­läs­si­ge Daten zu kom­mu­ni­zie­ren, also Aus­kunft zu geben über alles, was den Umgang mit Geld betrifft. Heu­te müss­te es hei­ßen: Zuver­läs­si­ge Daten kom­mu­ni­zie­ren und Aus­kunft dar­über geben, was mit ihnen wäh­rend ihres Lebens­zy­klus geschieht: Wofür wer­den sie ver­wen­det und wer hat was mit ihnen gemacht?

In dem Bericht Digi­tal Finan­ce: Hand­lungs­fel­der 2022+ gewährt der Bun­des­rat der Schweiz dem siche­ren Daten­aus­tausch und der gemein­sa­men Daten­nut­zung gro­ßen Raum.

Zur Gemein­schaft­li­chen Datennutzung:

Die gemein­schaft­li­che Daten­nut­zung auf dem Finanz­platz ist dort zu erwar­ten, wo die Akteu­re den Erkennt­nis­ge­winn aus der grös­se­ren und diver­se­ren Daten­men­ge höher ein­schät­zen als den Ver­lust des Wett­be­werbs­vor­teils durch die allei­ni­ge Datennutzung.

Die gemein­schaft­li­che Daten­nut­zung ist aber auch dort sinn­voll, wo der Finanz­platz als Gan­zes pro­fi­tiert, zum Bei­spiel bei der Bekämp­fung der Kri­mi­na­li­tät oder bei der För­de­rung von Inno­va­ti­on. Eine kla­re Gou­vernanz und Nut­zungs­re­geln (inkl. Preis­set­zung) kön­nen dabei Anrei­ze für die gemein­schaft­li­che Daten­nut­zung setzen.

Gover­nan­ce und IKT-Standardisierung:

Zur Umset­zung von gemein­schaft­li­cher Daten­nut­zung braucht es effi­zi­en­te Mecha­nis­men, um gemein­sa­me Regeln, die Gou­vernanz (inkl. die Rege­lung der Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Risi­ken) und die tech­ni­sche Archi­tek­tur (Schnitt­stel­len, Stan­dards, Platt­for­men) für den Daten­zu­griff bzw. den Daten­aus­tausch und die Daten­nut­zung zu erarbeiten.

Die EU för­dert im Rah­men der GAIA‑X – Initia­ti­ve den Auf­bau eines Finan­cial Big Data Clus­ter (FBDC)[1]Finan­cial Big Data Clus­ter (FBDC).

Wesent­li­che Akteu­re der Bran­che schlie­ßen sich der­zeit zu einer Finan­cial Big Data Clus­ter (FBDC) zusam­men, um eine cloud­ba­sier­te Daten­platt­form für den Finanz­sek­tor auf­zu­bau­en. Die­se Platt­form soll die bis­lang nicht ver­knüpf­ten Finanz­da­ten von Unter­neh­men, Behör­den und der Wis­sen­schaft in einem gemein­sa­men Daten­pool inte­grie­ren und auf die Ent­wick­lung von KI-Anwen­dun­gen bzw. ‑Sys­te­men opti­miert sein.

Da GAIA‑X bis­lang noch im Pla­nungs­sta­di­um ver­harrt, haben sich 13 euro­päi­sche Finanz­in­sti­tu­te zur Euro­pean Cloud User Coali­ti­on (ECUC) zusam­men­ge­schlos­sen[2]Gaia‑X – eine Revo­lu­ti­on für die Finanz­in­dus­trie?.

Zur Ziel­set­zung:

Unser Inter­es­se ist es, dass die hohen euro­päi­schen Regu­lie­rungs- und Daten­schutz­stan­dards bei euro­päi­schen und außer­eu­ro­päi­schen Cloud Ser­vice Pro­vi­dern umge­setzt wer­den. Ziel ist es, dass die Finanz­in­sti­tu­te bei der Aus­wahl der Tech­no­lo­gie unab­hän­gi­ger wer­den. So wol­len wir den Wett­be­werb stärken.

Zuerst erschie­nen auf Siche­rer Daten­aus­tausch in der Industrie