Von Ralf Keuper

Seit eini­gen Wochen schon ver­fol­ge ich auf­merk­sam die Dis­kus­si­on im Inter­net über die Gedan­ken­spie­le, die US-ame­ri­ka­ni­schen Post­schal­ter zur bevor­zug­ten Anlauf­stel­le für die sog. Under­ser­ved, Per­so­nen ohne klas­si­sche Bank­ver­bin­dung, zu machen. In den USA sind es immer­hin 68 Mil­lio­nen Ein­woh­ner, die zur Kate­go­rie der Under­ser­ved gerech­net werden.

Seit eini­ger Zeit haben Ein­zel­händ­ler wie Wal Mart und Tele­kom­mu­ni­ka­ti­ons­un­ter­neh­men wie T‑Mobile USA die­sen bis­her von den klas­si­schen Ban­ken weit­ge­hend unbe­ach­te­ten Markt für sich ent­deckt. Einen guten Ein­stieg in das The­ma bie­tet der Arti­kel Is the Post Office the Next Fron­tier for the Ban­king Industry? 

Als bei­spiel­haft für die USA wird das Post­bank­we­sen in Deutsch­land, Korea, Isra­el und Irland genannt. Die Post Offices in den USA wür­den den Schwer­punkt auf das Ein­la­gen­ge­schäft legen und kein klas­si­sches Kre­dit­ge­schäft betrei­ben, d.h. es wer­den Pre­paid-Debit­kar­ten aus­ge­ge­ben. Wei­te­rer Schwer­punkt ist die Abwick­lung des elek­tro­ni­schen Zah­lungs­ver­kehrt. Die Kun­den kön­nen auch die eige­nen oder die Geld­au­to­ma­ten ange­schlos­se­ner Ban­ken und Finanz­in­sti­tu­te für ihre Trans­ak­tio­nen ver­wen­den. In den USA bie­tet die Bank of Ame­ri­ca bereits die­sen Ser­vice für die Under­ser­ved an.

Das Geschäft mit den Under­ser­ved bzw. Unban­ked könn­te eini­gen Stu­di­en zufol­ge Anbie­tern alter­na­ti­ver Bank­ser­vices beträcht­li­che Ein­nah­men in Form von Zin­sen und Gebüh­ren ver­schaf­fen bzw. tun dies schon.

Pro­ble­ma­tisch wür­de das Modell dann wer­den, wenn die Post Offices die Rol­le über­neh­men wür­den, die zuvor ande­re staat­li­che Finanz­in­sti­tu­te wie Fan­nie Mae aus­ge­übt haben. Das klas­si­sche Kre­dit­ge­schäft soll­te, mit Aus­nah­me von Klein­dar­le­hen, daher für das Post­bank­we­sen der USA außen vor blei­ben, wie es in dem Bei­trag How To Save the Post Office u.a. heisst.

Alles in allem deu­tet sich hier ein wei­te­rer tief­grei­fen­der Wan­del im US-ame­ri­ka­ni­schen Ban­king an, der Aus­wir­kun­gen auf die gan­ze Bran­che haben kann. Wäh­rend die Fin­Tech-Start­ups und Inter­net­ban­ken auf die tech­nik­af­fi­ne Gene­ra­ti­on Y set­zen, gehen Anbie­ter wie Wal Mart, T‑Mobile USA und dem­nächst evtl. auch die ame­ri­ka­ni­schen Post Offices die Sache von der ande­ren Sei­te an. Damit gera­ten die klas­si­schen Ban­ken in eine Sand­wich-Posi­ti­on. Und wenn dann noch Goog­le, Apple, Ama­zon & Co. im gro­ßen Stil in das Bank­ge­schäft einsteigen, …

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