Von Ralf Keuper
Frank Romeike und Andreas Eicher finden mit Blick auf die aktuellen Entwicklungen im Risikomanagement einiger großer Banken in ihrem Beitrag Bankmanager 1.0 – Der desaströse Weg des Risikomanagements deutliche Worte. Auch die Finanzkrise hat in der Branche zu keinem Umdenken geführt. Nach wie vor gilt, dass die Renditemaximierung den Vorrang hat und die Risiken unterbewertet werden. Die internen Verfahren und Prozesse, nicht zuletzt die Anreizsysteme, spiegeln diese Haltung wider. Es scheint die nicht ganz ungerechtfertigte Auffassung zu herrschen, dass im erneuten Krisenfall die Regierungen einspringen, d.h. die Banken erneut retten werden – jedoch mit desaströsen Folgen für die Gesellschaft und die Akzeptanz/Reputation der Banken.
Mittlerweile macht sich selbst in Kreisen, die bisher nicht mit einer ausprägt kritischen Haltung gegenüber den Banken aufgefallen sind, wie z.B. in der Wirtschaftsredaktion der FAZ, Empörung breit.
In der Tat: Die Banken spielen mit dem Feuer. Irgendwie erinnert die Haltung der Branche an die des Ancien Régime in Frankreich am Vorabend der Revolution, wie es u.a. der Herzog von Croy in seinen Geheimen Tagebüchern beschrieben hat. Der Tanz auf dem Vulkan solange die Musik spielt.
Wie auch immer. Die Banken können für ihre Rolle in der Wirtschaft das Argument anführen, für die Risikotransformation unverzichtbar zu sein. Inzwischen sind sie jedoch nicht nur mehr Intermediäre, wie es die herkömmlichen ökonomischen Theorien nach wie vor vermitteln, sondern selber Akteure, die über die Kreditschöpfung aktiv in das Wirtschaftsgeschehen eingreifen. Nicht umsonst sind viele Banken inzwischen “systemrelevant”. Damit einher geht eine besondere Verantwortung für das Ganze.
Sollten die Banken erneut versagen und die Ursache dafür in einem unzureichenden Risikomanagement liegen, dann wird gesellschaftliche Akzeptanz der Banken einen neuen Tiefpunkt erreichen. Der Kredit dürfte dann verbraucht sein. Als Folge davon wird sich das Gesicht der Branche deutlich wandeln.
Das ist die eigentliche Bedrohung für die Banken. Dagegen erscheinen die Probleme mit den neuen Mitbewerbern, den sog. Non-Banks wie auch mit den technologischen Herausforderungen geradezu trivial.
Man kann nur hoffen, dass die Verantwortlichen sich der enormen Risiken bewusst sind. Anderenfalls könnte sich die Meinung etablieren, dass, wie Romeike und Eicher schreiben, das Geschäftsmodell vieler Banken auf dem Moral Hazard basiert, d.h. Gewinne werden privatisiert, Verluste sozialisiert.