Die Finanzbranche ist einer der wichtigsten Kunden der weltweit bekanntesten Strategieberatung McKinsey. Regelmäßig lässt McKinsey in verschiedenen Publikationen und Studien wissen, wie die Banken auf die Herausforderungen des Marktumfelds reagieren sollten. Ein besonderes Augenmerk legt McKinsey auf den Fintech-Sektor. Mit seinem Hedgefonds MIO (McKinsey Investment Office) ist McKinsey selber als Investor aktiv. Im November 2021 verwies die S.E.C. in einer Beschwerde auf die Doppelrolle der McKinsey-Partner, die die Investitionsentscheidungen des Fonds beaufsichtigten, obwohl sie Zugang zu nicht öffentlichen Kundeninformationen hatten. Der McKinsey-Investmentfonds erklärte sich bereit, 18 Millionen Dollar zu zahlen, um die Angelegenheit beizulegen, wobei er die Vorwürfe weder zugab noch bestritt[1]McKinsey – Hedgefonds: Durchwachsene Erfolgsbilanz und potenzielle Interessenkonflikte.
Die Beziehung McKinseys zur Bankenbranche und insbesondere zur Wall Street reicht weit in das vergangene Jahrhundert zurück, wie Walt Bogdanich und Michael Forsythe in ihrem Schwarzbuch McKinsey schreiben. Maßgeblichen Anteil hatte die Firma an der Verbreitung der Kreditverbriefungen. Ebenso war McKinsey beratend für Continental Illinois tätig. Die Bank war der erste Fall von “Too big to fail”. Daneben machte bzw. macht sich McKinsey für die Deregulierung der Finanzmärkte stark.
Der erste “Verkaufsschlager” von McKinsey war die Matrixorganisation, die zuerst in großen Industrieunternehmen, wie General Motors und General Electric, eingeführte wurde. Schnell kam man auf die Idee, dieses Konzept auf die Bankenbranche zu übertragen. Erster Kunde war die heutige Citibank. Am Heiligabend 1968 begann die Citibank mit der Umsetzung der Empfehlungen der Berater. “Nach 15 Monaten Vorbereitung wurde die Bank nun nach funktionalen statt nach geografischen Kriterien organisiert, mit neuen Geschäftsfeldern für große Unternehmenskunden, für klein- und mittelständische Unternehmen und für Privatkunden”. Die Empfehlung zugunsten von McKinsey geschah auf den Rat von Peter F. Drucker. Der damalige Chef der Citibank, Walter Wriston, hatte sich an Drucker mit der Frage gewandt, wen er für die Reorganisation seiner Bank als Berater engagieren sollte. Drucker nannte McKinsey.
Als Folge der Reorganisation wurden die Geschäftsbereiche in Profitcenter umgewandelt, die aggressive Gewinn- und Wachstumsvorg…
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