Von Ralf Keuper

Das Timing hät­te schlech­ter kaum sein kön­nen: Jetzt, wo immer mehr Fin­tech-Start­ups auf der gan­zen Welt ver­su­chen, sich durch Mas­sen­ent­las­sun­gen über Was­ser zu hal­ten und ein Kryp­to Win­ter begon­nen hat, beglückt uns McK­in­sey (und das Han­dels­blatt) mit einer neu­en Stu­die[1]McK­in­sey-Stu­die sieht deut­sche Fintechs abge­hängt[2]wes­halb sich das Han­dels­blatt ein­mal mehr als Sprach­rohr zur Ver­fü­gung stellt, ist ein Rät­sel; wirk­lich ver­wun­der­lich ist es indes nicht mehr. Dem­nach lau­fen deut­sche und euro­päi­sche Fin­tech-Start­ups Gefahr, den Anschluss an die Kon­kur­renz aus den USA und Asi­en zu ver­lie­ren. Nun, in den USA und Asi­en befin­det sich, wie ein Blick auf die Sei­te layoffs.fyi zeigt, die Fin­tech-Bran­che in einer beson­ders schwie­ri­gen Lage. Ins­ge­samt zeigt sich, dass die Fin­tech-Start­ups über eine aus­ge­spro­chen gerin­ge Kri­sen­re­sis­tenz ver­fü­gen[3]Die Fin­tech-Bla­se platzt #3 – äußerst gerin­ge Kri­sen­re­sis­tenz. Die Autoren der Stu­die for­dern ein Umden­ken, d.h. weni­ger Regu­lie­rung und Risi­ko­aver­si­on – statt­des­sen mehr Inno­va­ti­on und bes­se­re Kun­de­n­er­fah­run­gen. Das alles klingt danach, als hät­te McK­in­sey die übli­chen Text­bau­stei­ne neu arrangiert.

An die­ser Stel­le ist es nötig, etwas näher auf McK­in­sey ein­zu­ge­hen: In den letz­ten Jah­ren hat sich McK­in­sey den Ruf einer Skan­dal­fir­ma erar­bei­tet[4]Wie McK­in­sey zur Skan­dal­fir­ma wur­de. Immer wie­der tau­chen Berich­te auf, die von Ver­feh­lun­gen füh­ren­der McK­in­sey-Mit­ar­bei­ter berich­ten. So wur­de der ehe­ma­li­ge Part­ner von McK­in­sey & Co, Puneet Diks­hit, der Gold­man Sachs bei der Über­nah­me des Fin­tech-Kre­dit­ge­bers Green­Sky Inc. für 2,24 Mil­li­ar­den Dol­lar bera­ten hat, am 6. April wegen Insi­der­han­dels zu zwei Jah­ren Haft ver­ur­teilt[5]Éli­te Crime: 7 Gold­man Sachs Ban­kers And McK­in­sey Part­ners Bus­ted For Fraud[6]For­mer Mck­in­sey Part­ner Sen­ten­ced To 24 Months In Pri­son For Insi­der Tra­ding Sche­me. Defen­dant Puneet Diks­hit Was a Lead McK­in­sey Part­ner Advi­sing Gold­man Sachs on Its Acqui­si­ti­on of Green­Sky.

Im Jahr 2011 wur­de McK­in­sey von einem Skan­dal erschüt­tert, der die Repu­ta­ti­on des Unter­neh­mens bis heu­te stark in Mit­lei­den­schaft gezo­gen hat, wor­über u.a. die Finan­cial Times aus­führ­lich in Insi­de McK­in­sey berich­te­te. Im Zen­trum stand sei­ner­zeit der lang­jäh­ri­ge McK­in­sey-Chef Rajat Gupta, der wegen Insi­der­han­dels zu einer Haft­stra­fe ver­ur­teilt wur­de. Eine schlech­te Figur gab McK­in­sey in der sog. Opio­id-Kri­se ab: “Wie aus der Anfang 2021 getrof­fe­nen außer­ge­richt­li­chen Eini­gung der Unter­neh­mens­be­ra­tung McK­in­sey und 49 US-Bun­destaa­ten her­vor­geht, unter­stütz­te bzw. „befeu­er­te“ das Unter­neh­men Pur­dues Ver­mark­tung von Oxy­con­tin zwi­schen 2004 und 2019 – also auch lan­ge nach­dem sich der Phar­ma­her­stel­ler 2007 der Ver­schleie­rung des Such­t­ri­si­kos schul­dig bekannt hat­te[7]WENN GUTER RAT TEUER IST – PURDUE, MCKINSEY UND DIE OPIOID-KRISE IN DEN USA. Eben…