Von Ralf Keuper
Nur sehr wenige Finanzinstitutionen haben es über die Jahrhunderte geschafft, zum Synonym für ihre Branche zu werden, wie Lloyd’s of London für die Versicherungen.
Die Geschichte von Lloyd’s of London beginnt, ähnlich wie die der modernen Börse, in einem öffentlichen Lokal, dem Kaffeehaus von Edward Lloyd. Dort unterhielten sich Reeder, Kaufleute und Kapitäne bei einem Kaffee oder Bier über ihre Geschäfte, Handelsrouten und natürlich die damit verbundenen Risiken, wie Piratenüberfälle, Schiffsunglücke, Krankheiten, Windverhältnisse und gefährliche Fahrrinnen. Nach einem feststehenden Ritual wurden die Schiffsladungen an den Bieter verkauft, der als Letzter sein Gebot abgab, bevor die Flamme einer im Raum stehenden Kerze erlosch. Die Gespräche wurden aufmerksam von den Versicherungsmaklern verfolgt, die den Reedern, Kaufleuten oder Kapitänen entsprechende Versicherungen anboten. Die Verträge wurden direkt vor Ort verhandelt und, bei Einigung, unterzeichnet. Die Makler sparten sich damit großen Aufwand, da sie ihre Kunden nicht einzeln in deren Geschäftsräumen aufsuchen mussten. Die Kaufleute brauchten ihrers…