Von Ralf Keuper
Dass sich eine Privatbank im ländlichen Raum über mehr als zweihundert Jahre behaupten kann, ist ungewöhnlich. Während einstmals hoch angesehene Privatbanken wie Oppenheim ihre Eigenständigkeit aufgeben mussten, betreibt das Bankhaus Seeliger mit Sitz in Wolfenbüttel bis heute seine Geschäfte im Stillen – mit Erfolg.
Die Ursprünge des Bankhauses Seeliger liegen, wie bei vielen anderen Privatbanken auch, im Handel. Unternehmensgründer Heinrich Anton Christoph Seeliger (1755−1838) trat im Jahr 1787 in das Handelsgeschäft seiner Schwiegermutter ein. Seeliger baute nicht nur Verbindungen mit den wichtigen Kontenpunkten für den Handel mit Garnen, Hamburg und Bremen, und zum damaligen Zentrum der westdeutschen Textilindustire in Elberfeld und Barmen auf; er knüpfte darüber hinaus Kontakte nach Liverpool, Amsterdam, Manchester und Enschede. Als seine Schwiegermutter sich im Jahr 1794 aus dem Geschäft zurückzog, führte Heinrich Anton Seeliger die Geschäfte alleine weiter.
Mit der Konzentration auf das große Handelsgeschäft, “repräsentierte Seeliger einen neuen Kaufmannstypus, der um die Jahrhundertwende vor allem in den größeren Städten in Erscheinung trat … Mehr und mehr entsprach er dem klassischen Typus des “merchant bankers”, der neben den Handelsgeschäften seinen Kunden Kredite gewährte oder Wechselgeschäfte an…