Von Ralf Keuper

Damit sich ein Fin­tech-Start­up dau­er­haft am Markt eta­blie­ren oder zumin­dest einen erfolg­rei­chen Exit voll­zie­hen kann, muss es über ein ska­lier­ba­res Geschäfts­mo­dell ver­fü­gen. Dem liegt die Annah­me zugrun­de, dass erst dann, wenn mit­tels Netz­werk­ef­fek­ten eine gro­ße Anzahl (zah­len­der) Kun­den erreicht ist, die Gewin­ne oder zumin­dest wei­te­re Inves­to­ren­gel­der zu spru­deln begin­nen. Vor­rei­ter die­ser Geschäfts­phi­lo­so­phie waren in Deutsch­land die Sam­wer-Brü­der, um die es in den letz­ten Jah­ren merk­lich ruhi­ger gewor­den ist. Obwohl die Sam­wer-Grün­dun­gen schwar­ze Zah­len ver­mis­sen lie­ßen, da sie aus­schließ­lich auf Umsatz­wachs­tum getrimmt sind bzw. waren, gelang es den Brü­dern, ihre Antei­le noch recht­zei­tig mit einem sat­ten Gewinn zu ver­äu­ßern. Ob und inwie­weit die Geschäfts­mo­del­le der Start­ups nach­hal­tig waren, war zweit­ran­gig und auch nicht mehr das Pro­blem der Brüder.

In die­sen Tagen erle­ben wir, wie Not­ver­käu­fe von Fin­tech-Start­ups als erfolg­rei­che Exits umde­kla­riert wer­den[1]Das gab es natür­lich auch schon vor­her. Die Neo­ban­ken sind seit Jah­ren auf der Suche nach einem nach­hal­ti­gen Geschäfts­mo­dell – trotz der Bemü­hun­gen rückt der Break Even in immer wei­te­re Fer­ne[2]Neo­banks strugg­le for pro­fits as fun­ding shrinks. Die Ska­lie­rung stößt offen­sicht­lich an ihre Gren­zen[3]Die Fin­tech-Bla­se platzt #6 – Gren­zen der Ska­lie­rung.

Beson­de­ren Aus­druck fin­det die Ska­lie­rung-Geschäfts­phi­lo­so­phie in der Blitzsca­ling-Ideo­lo­gie, die von dem Lin­ke­dIn-Grün­der Reid Hoff­man in Umlauf gebracht wur­de. “Die Leu­te hören ‚Blitz­krieg‘ und den­ken: ‚Zwei­ter Welt­krieg, Nazis … böse!‘ Aber tat­säch­lich gibt es eini­ge Par­al­le­len. Eine der Schlüs­sel­in­no­va­tio­nen im Blitz­krieg war, dass zuvor alle Krie­ge über die Nach­schub­ket­te geführt wur­den. Du konn­test die Front immer nur so weit nach vorn ver­le­gen, wie es dei­ne Nach­schub­ket­te erlaub­te. Damit warst du begrenzt im Tem­po, das du maxi­mal ris­kie­ren konn­test”, so Hoff­man. Mit die­ser Vor­ge­hens­wei­se bra­chen die Nazis, indem sie ihre Geg­ner mit  moto­ri­sier­ten Trup­pen über­rann­ten. Da dies aber mit einem hohen Ver­schleiß an Mensch und Mate­ri­al ver­bun­den ist, müs­sen die anvi­sier­ten Zie­le in kur­zer Zeit erreicht wer­den. Gelingt dies nicht, ist der Unter­gang, die Kata­stro­phe unaus­weich­lich: „Sobald du den hal­ben Weg geschafft hast, wirst du groß sie­gen oder schei­tern. Wenn du schei­terst, scheite…