Von Ralf Keuper

In der Start­up-Sze­ne ist die Annah­me weit ver­brei­tet, dass ein Start­up für einen rela­tiv lan­gen Zeit­raum mit gro­ßen Ver­lus­ten leben muss, bis die nöti­ge Reichweite/​Skalierung erreicht ist. Cha­rak­te­ris­tisch für die­se Hal­tung ist eine Aus­sa­ge von Maxi­mi­li­an Tay­en­thal, Co-Grün­der von N26: “Um ehr­lich zu sein, ist Ren­ta­bi­li­tät kei­ne unse­rer wich­tigs­ten Kenn­zah­len. Wir wol­len ein glo­ba­les Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­neh­men auf­bau­en … in den kom­men­den Jah­ren wer­den wir kei­ne Ren­ta­bi­li­tät sehen, wir stre­ben kei­ne Ren­ta­bi­li­tät an. Die gute Nach­richt ist, dass wir vie­le Inves­to­ren haben, die über sehr tie­fe Taschen ver­fü­gen, unse­re Visi­on tei­len und bereit sind, das Unter­neh­men über vie­le Jah­re hin­weg zu unter­stüt­zen[1]Are the­se Fin­Tech uni­corns worth it?[2]Ger­man online bank N26 valued at $3.5bn after $170m invest­ment.

Als Wachs­tums­stra­te­gie für Start­ups wird in Inves­to­ren­krei­sen das “Blitzsca­ling” pro­pa­giert. Ziel ist es, in einem Umfeld der Unge­wiss­heit in einem rasan­ten Tem­po vom “Start­up” zum “Sca­le­up” über­zu­ge­hen und den Markt zu erobern.

Nicht alle hal­ten “Blitzsca­ling” für ein Erfolgs­mo­dell, dem es nach­zu­ei­fern gilt, wie u.a. Tim O’Reilly, der sei­ne Kri­tik in dem Bei­trag The fun­da­men­tal pro­blem with Sili­con Valley’s favo­ri­te growth stra­tegy for­mu­liert hat.

Die Bei­spie­le, die als Beleg für den durch­schla­gen­den Erfolg von “Blitzsca­ling” genannt wer­den, wie Goog­le, Face­book, Micro­soft und Ama­zon, lässt O’Reilly nicht gel­ten: “Jedes die­ser Unter­neh­men erreich­te lan­ge vor sei­nem Bör­sen­gang die Ren­ta­bi­li­tät (bzw. im Fall von Ama­zon einen posi­ti­ven Cash­flow), und das Wachs­tum wur­de nicht durch einen Blitz­krieg von Aus­ga­ben ange­trie­ben, um Kun­den unter den Kos­ten zu gewin­nen, son­dern durch…