Vor weni­gen Wochen wur­de August-Wil­helm Scheer (Foto), Deutsch­lands Infor­ma­tik-Pio­nier, 80 Jah­re alt. Anlass für einen Blick auf die Ent­wick­lung in der IT wäh­rend der letz­ten Jahr­zehn­te, die Scheer wie kaum ein ande­rer hier­zu­lan­de mit­er­lebt und vor allem mit­ge­stal­tet hat. Scheer bezieht dar­in auch Stel­lung zu aktu­el­len Ent­wick­lun­gen wie GAIA‑X und gibt eine Ein­schät­zung künf­tig zu erwar­ten­der Trends in der IT. Ein Rat an Grün­de­rin­nen und Grün­der in der IT schließt die Betrach­tung ab. 

  • Herr Prof. Scheer, Sie sind seit Jahr­zehn­ten in der IT-Bran­che als Unter­neh­mer, Funk­tio­när und Wis­sen­schaft­ler tätig und haben dadurch einen Ein­blick in die Ent­wick­lung des Mark­tes wie kaum ein ande­rer. Was sind aus Ihrer Sicht die wich­tigs­ten Sta­tio­nen bzw. Meilensteine? 
    Prof. Dr. August-Wil­helm Scheer

Da kann man natür­lich sehr vie­le nen­nen. Ich will mal damit begin­nen, dass ich sel­ber Pro­gram­mie­ren gelernt hat­te auf einem Groß­rech­ner, und zwar auf einem deut­schen Fabri­kat an der Uni­ver­si­tät Ham­burg mit der Bezeich­nung TR4. Der war damals von Tele­fun­ken, einem deut­schen Unter­neh­men. Die Ent­wick­lung, die dann ein­setz­te war die, dass Euro­pa die Kom­pe­tenz in die­sem Bereich ver­lo­ren hat. Zusätz­lich tra­ten unter­schied­li­che neue Kon­zep­te auf, die man in Euro­pa so schnell nicht nach­voll­zie­hen konn­te. Der ers­te Schritt war das Unbund­ling. Am Anfang wur­de die Soft­ware mit der Hard­ware qua­si kos­ten­los mit­ge­lie­fert. Und erst als die­ses getrennt wur­de, und Soft­ware über­haupt erst als Geschäfts­feld ent­deckt wur­de, war die Grund­la­ge gelegt für gro­ße Soft­ware­häu­ser. Das lief spä­ter zusam­men mit der Stan­dar­di­sie­rung von Betriebs­sys­te­men, Daten­bank­sys­te­men und Netz­wer­ken, so dass die Soft­ware auf unter­schied­li­chen Hard­ware­sys­te­men ein­setz­bar war und sich dadurch auch der Soft­ware­markt deut­lich erwei­tert hat­te. Wei­te­re Schrit­te, auf die ich jetzt nur kurz ein­ge­hen möch­te, war natür­lich die Dezen­tra­li­sie­rung durch den Per­so­nal Com­pu­ter, womit auch der Kon­su­men­ten­markt erschlos­sen wur­de, und die Cli­ent-Ser­ver-Archi­tek­tur, die die Arbeits­platz­rech­ner mit einer zen­tra­len Daten­bank ver­bun­den hat. Natür­lich muss dann das Auf­kom­men des Inter­nets und der Cloud-Tech­no­lo­gien mit den Platt­form-Archi­tek­tu­ren für die Busi­ness Model­le erwähnt wer­den. Es sind also Rie­sen­schrit­te in die­ser kur­zen Zeit, von sagen wir mal 50 bis 60 Jah­ren, voll­zo­gen wur­den, die auch die Indus­trien völ­lig ver­än­dert haben. Am Anfang hat die Hard­ware domi­niert, heu­te domi­nie­ren die Soft­ware­un­ter­neh­men und dann natür­lich die Platt­form­un­ter­neh­men, die nicht nur die Infra­struk­tur, son­dern auch immer mehr Con­tent anbie­ten. Um es auf den Punkt zu brin­gen, es geht von der Hard­ware über die Soft­ware zum Content.

  • Wor­auf füh­ren Sie es zurück, dass wir in Deutsch­land aber auch in Euro­pa den Anschluss auf eini­gen wich­ti­gen Fel­dern in der Soft­ware­ent­wick­lung ver­lo­ren haben?

Am Anfang waren wir ja dabei. Also Tele­fun­ken, Sie­mens und Nix­dorf haben in Deutsch­land Hard­ware ent­wi­ckelt, am Anfang auch Soft­ware. Bloß die bestehen­den Unter­neh­men, die die Com­pu­ter mit­ent­deckt haben, wie Sie­mens oder Phil­ips in Hol­land oder Bull in Frank­reich, haben nicht durch­ge­hal­ten. Der Grund dafür ist m.E., dass hier der Com­pu­ter als Geschäfts­feld nur mit­lief. Die eta­blier­ten Unter­neh­men aus der Elek­tro­in­dus­trie hat­ten ja ihre Märk­te und hat­ten damit auch ihre gro­ßen Geschäfts­mo­del­le und da lief der Com­pu­ter-Bereich nur am Ran­de mit, d.h., dort haben sie ver­lo­ren gegen die Start­ups, die neu auf­ka­men, die sich nur auf das Com­pu­ter­ge­schäft fokus­sier­ten. Das­sel­be ist eigent­lich auch in den USA pas­siert, z.B. Gene­ral Elec­tric hat auch Com­pu­ter gebaut, und nicht durch­ge­hal­ten. Dann kamen eben die neu­en Unter­neh­men wie Dell Com­pu­ter,  DEC und Apple, die die Märk­te domi­niert und sich nur dar­auf kon­zen­triert haben. Das hat sie zu Sie­gern gemacht, gegen­über den Unter­neh­men, bei denen der Com­pu­ter nur am Ran­de mit­lief. Das ist mei­ne Erklä­rung: der Fokus, den die Start­up-Unter­neh­men auf die neu­en Tech­no­lo­gien gerich­tet haben. Wir haben in Euro­pa z.B. mit Nix­dorf auch Start­ups gehabt, aber die haben nicht die­se Welt­gel­tung bekommen.

  • Zu Nix­dorf. Die waren ja eigent­lich gut dabei und haben auch schon Soft­ware ent­wi­ckelt wie das Waren­wirt­schafts­sys­tem COMET. Hat Nix­dorf die Ent­wick­lung ver­schla­fen oder bewusst igno­riert oder wor­an sind sie geschei­tert? Wie haben Sie das wahrgenommen?

Nix­dorf war eigent­lich sei­ner Zeit vor­aus, ins­be­son­de­re mit der Soft­ware. Die COMET-Soft­ware mit ihrer Kon­fi­gu­rier­bar­keit war wirk­lich eine gro­ße Inno­va­ti­on, ein sen­sa­tio­nel­les Pro­dukt. Nur – Nix­dorf hat hin­ter­her den PC ver­schla­fen. Sie sind in die eige­ne Inno­va­ti­ons­fal­le gestol­pert. Sie haben die Dezen­tra­li­sie­rung erfun­den aber den PC nicht ernst genom­men, und das war der Feh­ler. Der PC ist dann an ihnen vor­bei­ge­rauscht. Und dann sind sie von Sie­mens auf­ge­kauft wor­den, was auch nicht gehol­fen hat, weil auch bei Sie­mens die Com­pu­ter­spar­te nicht die Unter­stüt­zung gefun­den hat, die man in einem Elek­tro­un­ter­neh­men auch nicht fin­den konn­te. Die Mana­ger hat­ten eine ande­re Aus­bil­dung. Sie kamen aus der Elek­tro­tech­nik und aus dem Engineering.

  • Mit Pro­jek­ten wie GAIA‑X will Euro­pa ver­lo­ren gegan­ge­nes Ter­rain im Cloud-Geschäft zurück­ge­win­nen. Wie schät­zen Sie die Erfolgs­aus­sich­ten von GAIA‑X ein?

Der Erfolg von GAIA‑X wird dar­an hän­gen, ob es Busi­ness Model­le gibt, die die­ses Kon­zept loh­nens­wert machen, so dass es auch ein­ge­setzt wird. Man muss zei­gen, dass die­se Anwen­dun­gen auch Nut­zen brin­gen. Man hat sich ja schon davon ver­ab­schie­det, eine eige­ne Infra­struk­tur für das Cloud-Com­pu­ting auf­zu­bau­en. Da ist der Zug ein­fach abge­fah­ren in Euro­pa. Und jetzt eine Schicht über die­se Infra­struk­tur zu legen und damit auch DSGVO zu erfül­len, ist ein loh­nen­der Ansatz. Wenn dadurch die Sys­te­me nur lang­sa­mer und teu­rer wer­den, wird das nicht zum Erfolg füh­ren, son­dern man muss zei­gen, dass zusätz­li­cher Nut­zen ent­steht. Der Staat soll­te m.E. Vor­bild sein in der Anwen­dung von GAIA‑X. Wenn der sich nicht dazu com­mit­tet, war­um soll­ten sich die kom­mer­zi­el­len Anwen­der dazu ent­schlie­ßen? Also: Der Staat müss­te GAIA‑X als First Mover zum Stan­dard machen. Wir selbst in mei­nen Unter­neh­men enga­gie­ren uns sehr stark bei der Ent­wick­lung von GAIA‑X, ent­wi­ckeln also Anwen­dun­gen, z.B. im Lern­um­feld, wo wir zwei gro­ße Pro­jek­te gewon­nen haben. Wir ver­su­chen, dazu bei­zu­tra­gen, dass GAIA‑X zum Erfolg wird. Die Schlüs­sel­po­si­ti­on hat m.E. jedoch der Staat selbst.

Über­haupt fin­de ich es schon posi­tiv, dass der Ver­such einer Auf­hol­jagd unter­nom­men wird. Wir haben ande­re Bei­spie­le, wo es durch eine staat­li­che Unter­stüt­zung geklappt hat. Da kann man z.B. das Air­bus-Pro­jekt nen­nen, auch Luft­han­sa hat es geschafft, einen ver­lo­ren geglaub­ten Markt gegen­über den Ame­ri­ka­nern zurück­zu­ho­len. Also, es ist schon mög­lich, nur – dann muss man eben wirk­lich auch ein durch­grei­fen­des Nut­zen­kon­zept ent­wi­ckeln, das wirk­lich greift. Dar­an wird im Augen­blick gear­bei­tet, und ich wün­sche, dass es klappt.

  • Besteht der Vor­teil von GAIA‑X nicht auch dar­in, dass damit die The­men Daten­sou­ve­rä­ni­tät und Daten­schutz den nöti­gen Stel­len­wert bekommen?

Ja, aber wenn man dadurch die Nut­zung von Daten stark ein­schränkt und die­ses in den USA nicht gemacht wird, dann hat man sich sel­ber ein Bein gestellt. Dann wer­den dar­auf auf­bau­en­de Busi­ness­kon­zep­te in den USA ent­wi­ckelt und wir wer­den sie impor­tie­ren. Man muss sehen, dass über­trie­be­ner Daten­schutz  ein­grenzt. Wir sehen das bei der Coro­na-Warn-App, die nicht funk­tio­niert, weil wir uns so enge Gren­zen mit dem Daten­schutz set­zen, dass hin­ter­her der Nut­zen auf der Stre­cke bleibt. Das darf nicht passieren.

  • Für den Chef der Agen­tur für Sprung­in­no­va­ti­on, Rafa­el de Lagu­na, ist Open Source-Soft­ware der Schlüs­sel für neue Inno­va­tio­nen – stim­men Sie dem zu?

Der Erfolg von Soft­ware oder Soft­ware­pro­jek­ten wird nicht dadurch garan­tiert, dass man auf Open Source –  oder Clo­sed Source – Soft­ware setzt. Das ist nicht der sprin­gen­de Punkt. Son­dern die Kri­te­ri­en für erfolg­rei­che Soft­ware sind ihre Eigen­schaf­ten wie die Qua­li­tät, die Ska­lier­bar­keit, eine gute Ent­wick­lungs­stra­te­gie und die Sta­bi­li­tät– und inso­fern gibt es posi­ti­ve Pro­jek­te mit Open Source und posi­ti­ve Pro­jek­te mit Clo­sed Source und es gibt in bei­den Fäl­len auch geschei­ter­te Pro­jek­te. Das ist nicht die Fra­ge von Open Source oder Eigen­tü­mer-Soft­ware, son­dern, das ist die Fra­ge, wie man die Kri­te­ri­en, die ich bei­spiel­haft genannt habe, erfüllt. Wahr­schein­lich wird es Misch­for­men geben. Wir set­zen bei Scheer  zum Bei­spiel in unse­rer eige­nen Soft­ware durch­aus auch Open-Source-Kom­po­nen­ten ein. Ich hal­te es für völ­lig falsch, ideo­lo­gi­sche Kämp­fe aus­zu­tra­gen, wie im staat­li­chen Bereich, wo den Schu­len gesagt wird, sie soll­ten nur Open Source-Soft­ware ein­set­zen. Eben­so hal­te ich für nicht nach­voll­zieh­bar, dass man Soft­ware von Micro­soft äch­tet. Von vie­len Unter­neh­men, die zunächst haupt­säch­lich auf Open Source gesetzt haben, sind vie­le wie­der zurück gekom­men, weil sie gemerkt haben, dass die Ent­wick­lungs­stra­te­gie bei Open Source sehr schwie­rig und nicht trans­pa­rent ist.

  • Wo lie­gen die Stär­ken der deut­schen IT-Wirt­schaft – gibt es die?

Eini­ge Stär­ken haben wir z.B. mit Nix­dorf am Anfang ver­spielt, mit Aus­nah­me von SAP. Zum Glück gibt es neue Unter­neh­men, die Soft­ware als Mit­tel für neue Busi­ness Model­le benut­zen, wie Flix­bus. Es ist nicht so, dass wir völ­lig abschrei­ben müs­sen, was in Deutsch­land pas­siert. Als unse­re Stär­ke sehe ich, dass wir Kom­ple­xi­tät beherr­schen kön­nen.  So kann die SAP mit ihrer Soft­ware ein gan­zes Unter­neh­men steu­ern und nicht wie Sales­force ledig­lich eine Funk­ti­on wie den Ver­trieb. Es ist schon eine deut­sche Eigen­schaft, Kom­ple­xi­tät  beherr­schen zu kön­nen. Trotz­dem müs­sen wir bei der Digi­ta­li­sie­rung auf­ho­len. Die Auto­mo­bil­in­dus­trie kriegt wohl, Gott sei Dank, die Kur­ve und hat erkannt , dass Soft­ware immer mehr zum ent­schei­den­den Fak­tor wird. Das Auto ist in der Zukunft ein Device am Inter­net. So hat Daim­ler kürz­lich einen Soft­ware­inge­nieur direkt unter der Vor­stands­ebe­ne ein­ge­stellt, der die gesam­te Soft­ware­ar­chi­tek­tur des Autos bün­deln soll. Das Betriebs­sys­tem im Auto ist in Zukunft der ent­schei­den­de Fak­tor und nicht mehr die Mecha­nik. Die Ver­bin­dung von kom­pli­zier­ten Pro­duk­ten mit der Digi­ta­li­sie­rung und die Beherr­schung der Mas­sen­pro­duk­ti­on sind unser Vor­teil. Im Ver­gleich zu den Stück­zah­len, die unse­re Auto­mo­bil­her­stel­ler in hoher Qua­li­tät und Sicher­heit pro­du­zie­ren, ist Tes­la noch ein Anfänger.

  • Wel­ches sind für Sie die viel­ver­spre­chends­ten Zukunfts­trends in der IT?

Da kann man KI nen­nen, wor­un­ter vie­les ver­ein­nahmt wird, was es an Algo­rith­men gibt. Vie­le Algo­rith­men, die man heu­te als KI ver­kauft, habe ich schon als Stu­dent ken­nen­ge­lernt. Trotz­dem: Intel­li­gen­te Anwen­dun­gen sind schon ein gro­ßer Trei­ber für die Zukunft. Ob es Block­chain mal wird,  bin ich ein biss­chen skep­tisch, weil man vie­le Anwen­dun­gen außer­halb der digi­ta­len Wäh­run­gen auch mit einer zen­tra­len Daten­bank rea­li­sie­ren kann. Da bin ich inzwi­schen skep­tisch, ob sich der Zusatz­nut­zen von Block­chain als gro­ßer Trei­ber her­aus­stel­len wird. Nach der zen­tra­len Cloud-Wel­le wird mit Edge-Com­pu­ting eine Dezen­tra­li­sie­rungs­wel­le kom­men. Es macht kei­nen Sinn, alle Daten über Satel­li­ten in die gan­ze Welt  zu schi­cken, vie­le kann man auch direkt vor Ort verarbeiten.

Aber es ist bei der IT immer schwie­rig, so weit in die Zukunft zu schau­en. Natür­lich wird auch neue Hard­ware kom­men, die wie­der­um gro­ße Schü­be brin­gen wird. Das Buz­zword ist hier der Quan­ten­com­pu­ter. Da müs­sen wir in Euro­pa auf­pas­sen, dass wir den Anschluss nicht ver­lie­ren. Die theo­re­ti­schen Grund­la­gen sind in Euro­pa vor­han­den. Wir haben eine hohe Phy­sik- Kom­pe­tenz. Aber das umzu­set­zen, damit sie auch der Pra­xis umge­setzt wird, ist die gro­ße Her­aus­for­de­rung. Ohne Anwen­dun­gen, die beim Quan­ten­com­pu­ting spe­zi­el­ler Natur sind, wird es eben­falls nicht gehen. Ein Pro­blem ist, wir haben nicht die gro­ßen IT-Unter­neh­men, die die not­wen­di­gen Inves­ti­tio­nen stem­men kön­nen. Frau Mer­kel hat  betont, wie schwie­rig es in Deutsch­land sei, ein Kon­sor­ti­um zusam­men­zu­stel­len, das sich mit die­sen neu­en Ent­wick­lun­gen der Hard­ware beschäf­tigt. In den USA ent­wi­ckeln eben IBM, Goog­le und Apple an die­sem The­ma. Also, bei uns müss­te man Unter­neh­men aus ver­schie­de­nen Bran­chen wie der Elek­tro­tech­nik oder Auto­mo­bil­in­dus­trie zusam­men­brin­gen, um eine kri­ti­sche Mas­se für das Quan­ten­com­pu­ting-Busi­ness zu erzeu­gen. Auch hat der Staat bei der Grund­la­gen­for­schung eine wich­ti­ge Funktion.

  • Dann müss­te man aber kon­se­quent Indus­trie­po­li­tik betreiben?

Man macht ja Indus­trie­po­li­tik. Man gibt ja  viel Geld aus. Aber dies muss man künf­tig kon­zen­trier­ter ange­hen. Man muss die For­schungs­aus­ga­ben stär­ker mit der Umset­zung ver­bin­den. Des­halb bin ich der Mei­nung, dass man das For­schungs­mi­nis­te­ri­um mit dem Wirt­schafts­mi­nis­te­ri­um zusam­men­le­gen soll­te, so dass klar wird, dass aus den For­schungs­gel­dern auch Nut­zen ent­ste­hen soll. Dann hät­te man  mehr Fokus. Jetzt haben bei­de Minis­te­ri­en ihre eige­nen Kri­te­ri­en, die sie bei ihren For­schungs­pro­jek­ten anlegen.

Bei den Ame­ri­ka­nern spielt die mili­tä­ri­sche For­schung eine gro­ße Rol­le. Dort wer­den dann auch pro­dukt­na­he Lösun­gen ent­wi­ckelt. So ist mei­nes Wis­sens Ora­cle aus einem Pro­jekt des Depart­ment of Defen­se ent­stan­den. Dar­an kann man zei­gen, dass der prak­ti­sche Nut­zen von For­schungs­pro­jek­ten eine grö­ße­re Bedeu­tung hat.

  • Wel­chen Rat möch­ten Sie Grün­dern in der IT mit auf den Weg geben?

Als ers­tes wür­de ich ihnen mit auf den Weg geben, dass Unter­neh­mer­tum eine sehr inter­es­san­te Form der Lebens­ge­stal­tung ist. Man kann  Visio­nen ent­wi­ckeln, die man umset­zen kann. Man bleibt nicht nur im Elfen­bein­turm. Was m.E. das Erfolgs­mo­dell für Grün­dun­gen ist, kann man so auf den Punkt brin­gen: Durch­hal­ten. Nicht auf den kurz­fris­ti­gen Erfolg set­zen. Man muss einen lan­gen Atem haben, um die ers­ten Pha­sen der Ent­täu­schun­gen, die häu­fig ein­tre­ten, zu über­win­den, um dann spä­ter auf die Erfolgs­stra­ße zu kom­men. Das sieht man auch in der Ver­gan­gen­heit, wenn man Bio­gra­fien z.B. von Rudolf Die­sel liest, der den Die­sel­mo­tor erfun­den hat. Er hat lan­ge gebraucht , um sich durch­zu­set­zen. Auch Elon Musk stand min­des­tens zwei­mal vor dem Aus und Ste­ve Jobs muss­te erst ein­mal das Unter­neh­men Apple ver­las­sen. Erst als er zurück­kam, hat er den gro­ßen Erfolg initi­iert. Also dran blei­ben an sei­nen eige­nen Ideen und sie gegen Wider­stän­de durch­zu­set­zen, das ist m.E. das Erfolgs­re­zept. Man braucht den Glau­ben an sich selbst, dass man etwas Neu­es erfun­den hat und die Wid­rig­kei­ten in Kauf nimmt und sich durch­setzt. Manch­mal macht man sich zunächst auch etwas lächer­lich, wenn man mit neu­en Ideen kommt. Ich muss­te damals für mein ARIS Pro­dukt z.B. auch bei uns im eige­nen Unter­neh­men kämp­fen. Wir hat­ten vor­her ein Fer­ti­gungs­steue­rungs­sys­tem ent­wi­ckelt. Und da muss­te ich plötz­lich erklä­ren, dass wir ein Model­lie­rungs­werk­zeug ent­wi­ckeln wol­len. Man muss schon Über­zeu­gungs­ar­beit leis­ten. Des­halb muss man an sich selbst glau­ben, sonst kann man ande­re auch nicht überzeugen.

Zuerst erschie­nen auf Econ­lit­te­ra