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Die Ent­wick­lung der Ver­mö­gens­un­gleich­heit über die letz­ten sie­ben Jahr­hun­der­te zeigt laut Gui­do Alfa­ni, Pro­fes­sor für Wirt­schafts­ge­schich­te an der Boc­co­ni Uni­ver­si­ty [1]Top wealth shares in the long run of histo­ry (ca. 1300-today)[2]As Gods Among Men: A Histo­ry of the Rich in the West[3]Gui­do Alfani’s ‘As Gods Among Men’ Offers a Sur­pri­sing Histo­ry of the Rich in the West, einen bemer­kens­wer­ten Trend der kon­ti­nu­ier­li­chen Kon­zen­tra­ti­on von Reich­tum, mit zwei bedeu­ten­den Aus­nah­men: den Jahr­zehn­ten nach der Schwar­zen Pest (1347−52) und der Peri­ode vom Beginn des Ers­ten Welt­kriegs bis Mit­te der 1970er Jahre.

Die For­schung ver­deut­licht, dass Ver­mö­gens­un­gleich­heit nicht ein­fach ein unver­meid­li­ches Ergeb­nis wirt­schaft­li­cher Ent­wick­lung ist, son­dern stark von mensch­li­chem Han­deln und insti­tu­tio­nel­len Rah­men­be­din­gun­gen geprägt wird. Kata­stro­phen wie die Schwar­ze Pest oder die Welt­krie­ge führ­ten zu bemer­kens­wer­ter Umver­tei­lung: In Tou­lou­se sank bei­spiels­wei­se der Anteil der Top 5% am Gesamt­ver­mö­gen von 52,7% im Jahr 1335 auf 29,8% im Jahr 1398.

Beson­ders inter­es­sant ist, dass Steu­er­sys­te­me eine ent­schei­den­de Rol­le spiel­ten. Regres­si­ves Steu­er­sys­tem in vor­in­dus­tri­el­len Zei­ten ver­stärk­ten die Ungleich­heit, wäh­rend pro­gres­si­ve Besteue­rung im 20. Jahr­hun­dert zu einer Redu­zie­rung bei­trug. Die soge­nann­te “Gre­at Com­pres­si­on” der Ungleich­heit wur­de durch Kriegs­er­eig­nis­se und die Ent­wick­lung des Wohl­fahrts­staa­tes ermöglicht.

Die zen­tra­le Erkennt­nis ist, dass eine weni­ger unglei­che Gesell­schaft durch­aus mög­lich ist. Ver­mö­gens­ver­tei­lung hängt maß­geb­lich von kol­lek­ti­ven Ent­schei­dun­gen ab, und his­to­risch zeigt sich, dass geziel­te Maß­nah­men die Ungleich­heit tat­säch­lich redu­zie­ren kön­nen. Die Vor­stel­lung, wirt­schaft­li­che Moder­ni­sie­rung wür­de Ungleich­heit auto­ma­tisch ver­rin­gern, hat sich als Wunsch­den­ken erwiesen.

Die For­schung unter­streicht, dass der Zusam­men­hang zwi­schen Ungleich­heit und Wirt­schafts­wachs­tum kom­plex ist und nicht line­ar ver­läuft. Ungleich­heit wächst nicht nur in Zei­ten wirt­schaft­li­cher Expan­si­on, son­dern kann auch in Peri­oden der Sta­gna­ti­on zuneh­men, abhän­gig von insti­tu­tio­nel­len Fak­to­ren und den Inter­es­sen wirt­schaft­li­cher Eliten.

Rezen­sio­nen:

As Gods Among Men’ by Gui­do Alfa­ni review

LSE