Von Ralf Keuper
Die Ankün­di­gung der HVB, die Schlie­ßung eines Groß­teils ihrer Filia­len zu erwä­gen, hat zu erneu­ten Dis­kus­sio­nen um die Zukunft der Bank­fi­lia­le geführt. Die HVB begrün­det ihren Schritt u.a. damit, dem ver­än­der­ten Kun­den­ver­hal­ten Rech­nung tra­gen zu wol­len. Als Fol­ge der digi­ta­len Revo­lu­ti­on im Ban­king wür­den die Filia­len als Ver­triebs­ka­nal wei­ter an Bedeu­tung ver­lie­ren. Eini­ge Kom­men­ta­to­ren spre­chen dage­gen von einem Kahl­schlag
Mit ihrer Hal­tung steht die HVB nicht allei­ne da. Vor eini­ger Zeit ließ die Volks­bank Wes­ter­wald ver­lau­ten, 9 ihrer 34 Filia­len zu schlie­ßen. Auch die Volks­bank Sie­ger­land gab auf ihrer jüngs­ten Jah­res­pres­se­kon­fe­renz bekannt, dass 9 von 30 Filia­len nur noch halb­tags geöff­net sei­en. In den betref­fen­den Filia­len sei die Kun­den­fre­quenz in der Ver­gan­gen­heit um bis zu 50 Pro­zent zurückgegangen. 
Wie auch immer. Die gro­ße Zeit der Filia­len scheint vor­bei zu sein. So ging nach neu­es­ten Erhe­bun­gen die Zahl der Bank­fi­lia­len in Deutsch­land von 2003 bis 2012 von 49.711 auf 38.336 zurück. 
In einer ers­ten Reak­ti­on lie­ßen der Spar­kas­sen- und Genos­sen­schafts­ver­band lt. SZ mit­tei­len, an der Filia­le fest­zu­hal­ten und sich nicht aus der Flä­che zurück­zu­zie­hen. Um den Exodus auf­zu­hal­ten, tei­len sich Spar­kas­sen und Volks­ban­ken in eini­gen Regio­nen eine Filia­le – auch Fili­als­ha­ring genannt. Das kann m.E. nur eine Über­gangs­lö­sung sein. Der Trend wird sich damit nicht auf­hal­ten lassen.
In den USA stel­len die gro­ßen Ban­ken ihre Fili­al­pla­nun­gen jeden­falls auf den Prüf­stand (Total Pay­ments: Mobi­le Pay­ments are Dis­cou­ra­ging Banks from Gro­wing). Ange­sichts der wach­sen­den Ver­brei­tung von Mobi­le Ban­king und Mobi­le Pay­ments machen sich dort Zwei­fel breit, ob es noch sinn­voll ist, in ein flä­chen­de­cken­des Fili­al­netz zu investieren. 
Wei­ter­hin wird der viel­zi­tier­te “demo­gra­phi­sche Wan­del” dazu bei­tra­gen, dass immer mehr Bank­fi­lia­len ver­schwin­den wer­den. Schon heu­te ist für die jun­ge Gene­ra­ti­on die her­kömm­li­che Bank­ver­bin­dung längst nicht mehr selbst­ver­ständ­lich (Busi­ness Week: The Young and the Bankless).
Wir wer­den auch künf­tig noch Bank­fi­lia­len haben. Nur wird ihre Anzahl weit­aus gerin­ger sein als heu­te. Eben­so wer­den sich die Aus­stat­tung der Filia­len und die Anfor­de­run­gen an die Bank­mit­ar­bei­ter deut­lich wandeln. 
Wei­te­re Informationen:

Eini­ge Anmer­kun­gen zur Zukunft der Bank­fi­lia­le #1

Bra­des­co Next – Bank of the Future, oder: Tech­nisch anspruchs­voll am Ziel vorbei

New Ban­king mit Audi Bank

Klei­ne Ban­ken und Spar­kas­sen in der Personalfalle?

Bran­ches could blos­som as tran­sac­tions move to digi­tal channels

Bank’s New Branch Design Is ‘Just Better’

Rethin­king the Bank Branch in a Digi­tal World

Bran­chl­ess Ban­king: Unavo­ida­ble rea­li­ty or myth?

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