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Die Pleite der Immobilienholding Signa bleibt für den Bankensektor in Deutschland und Österreich nicht ohne Folgen. Insbesondere die Landesbanken sind bei Signa im großen Umfang engagiert[1]Die Landesbanken und die Immobilienfinanzierung. Der Professor für Bankwirtschaft an der Universität Hohenheim, Hans-Peter Burghof, sieht die Landesbanken dennoch nicht in akuter Gefahr. Landesbanken müssten ihre Kreditanlagen sehr gut streuen, weshalb es sich um kein Volumen handele, das eine einzelne Landesbank ernsthaft gefährden könnte. Nun ja: Die Bilanzen der Landesbanken haben Schlagseite[2]Die Landesbanken und die Immobilienfinanzierung. So ist der Anteil der Immobilienfinanzierungen hier besonders hoch. Nach umsichtiger Risikostreuung sieht das eher nicht aus.
Die österreichische Nationalbank sieht derweil kein direktes Finanzmarktstabilitätsrisiko für heimische Banken durch die Signa-Pleite. So ganz sicher ist die OeNB indes nicht. In den bisherigen Szenarien seien keine gleichzeitig auftretenden systemischen Effekte berücksichtigt worden. Ebenso außen vor bleibt die Möglichkeit, “dass eine Insolvenz oder wirtschaftliche Schwierigkeiten des Unternehmens (der Signa, Anm.) den ohnehin angeschlagenen Markt für Gewerbeimmobilien weiter schädigen und dadurch signifikante Systemrisiken verursachen” könnten[3]Nationalbank ortet “kein direktes Stabilitätsrisiko” für Banken durch Signa-Pleite.
Die Schuld für die Signa-Pleite liege nicht nur bei dem Signa-Management, sondern auch bei der Bankenaufsicht und den kreditgebenden Banken. “Der Cashflow aus dem Ergebnis bewegte sich in diesem Zeitraum zwischen 164 und 311 Millionen Euro im Jahr. Seit 2018 war das Unternehmen nicht mehr in der Lage, den Schuldendienst aus dem Cashflow zu begleichen. Warum ist das den kreditgebenden Banken nicht aufgefallen? Hat niemand sich die Mühe gemacht und einen Blick in die Geschäftsberichte geworfen? … Signas Firmengeflecht war auf maximale Intransparenz ausgelegt. Jahresabschlüsse wurden teilweise erst mit jahrelanger Verspätung im Firmenbuch hinterlegt, dem österreichischen Äquivalent zum Bundesanzeiger. Doch wie und warum bekam Signa dann Kredit?”[4]Bei Signa haben die Risikomanager der Banken und die Aufsicht versagt.
Warum ließ man sich blenden?
Der Fall Benko/Signa und die Verstrickung der Privatbank Julius Bär zeige überdies, dass ein sicheres Private Banking eine Fata Morgana sei. Bei Bär kommt noch ein Versagen des Risikomanagements hinzu: “Die Benko-Kredite wurden bei Julius Bär offenbar wie vorgeschrieben von allen internen Kontrollgremien bewilligt, bis hin zum Risikoausschuss des Verwaltungsrats. Die Bank wusste, was sie tat … Die Vermögensverwaltung für reiche Privatkunden, wie sie die UBS, Julius Bär und die kleinsten Boutiquen betreiben, ist immer und überall ein Hochrisikogeschäft: Das grösste Kapital einer Schweizer Bank ist ihr Ruf bei Kundschaft und Öffentlichkeit. Ist es einmal aufgebraucht, steht eine Bank vor dem Nichts”[5]Julius Bär und ihr Kunde René Benko: Die Banken müssen ihr Märchen vom «sicheren Private Banking» entsorgen.
Nicht nur die Vermögensverwaltung ist ein Hochrisikogeschäft – das Banking an sich ist es. Das wird nur immer wieder allzu schnell vergessen.
References