Von Ralf Keuper
Die Tatsache, dass Solaris sich von einem Drittel der Belegschaft trennen muss, lässt einige Kommentatoren die Frage stellen, wo Solaris eigentlich hin will? Nun, was Solaris will, ist nicht mehr entscheidend. Das Geschäftsmodell funktioniert einfach nicht – Punkt. Selbst in der durch Nullzinsen bedingten Boomphase ist es Solaris nicht gelungen, profitabel zu arbeiten. Strafzahlungen der BaFin, chronisch unzufriedene Kunden und ständige Wechsel im Management sprechen für sich. Das kann kein Unternehmen auf Dauer durchstehen – ansonsten funktioniert die Marktwirtschaft nicht mehr.
Das reicht für die Ursachenanalyse. Natürlich kann man tiefer in die Problematik, in die Details eintauchen, ohne dass sich an dem Gesamtbild etwas ändert. Das ist eine Spielwiese für Aktienanalysten und Wirtschaftsjournalisten.
Für uns jedoch reicht der Rückgriff auf Ockham’s Rasiermesser völlig aus. Demnach soll man bei der Klärung eines Sachverhaltes immer die einfachste Erklärung nehmen. Die einfachste Erklärung ist die Erklärung, die mit möglichst wenig Hypothesen oder Variablen, die logisch sauber verknüpft sind, auskommt.
Daraus folgt: Ein Geschäftsmodell, das schon in der Phase einer Sonderkonjunktur (niedrige Zinsen und Inflation, boomende Weltkonjunktur) keine Gewinne erzielt, und das obendrein fast ausschließlich durch Fremdkapital/Investorengelder finanziert wird, wird in einer Phase des Abschwungs, wenn sich die makroökonomischen Variablen verschlechtern (d.h. das Geld bei den Investoren oder Kunden nicht mehr so locker sitzt), mit hoher Wahrscheinlichkeit scheitern – da helfen auch keine taktischen oder operativen Maßnahmen, “um die Startbahn zu verlängern”[1]Massenentlassungen bei Nuri, Kontist und Bolt.
References
↑1 | Massenentlassungen bei Nuri, Kontist und Bolt |
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