Das Geschäfts­mo­dell, das Cel­si­us bewor­ben und sei­nen Kun­den ver­kauft hat”. so Sho­ba Pil­lay in ihrem  Final Report in Sachen UNITED STATES BANKRUPTCY COURT SOUTHERN DISTRICT OF NEW YORK In re CELSIUS NETWORK LLC, et al., Deb­torswar nicht das Geschäft, das Cel­si­us tat­säch­lich betrieb”. Cel­si­us warb mit sei­nem “Earn”-Programm – als dem “sichers­ten Ort für Ihre Kryp­to­wäh­rung”. Kun­den, die an dem Earn-Pro­gramm teil­nah­men, über­tru­gen ihr Kryp­to-Ver­mö­gen an Cel­si­us im Aus­tausch gegen Zin­sen oder “Beloh­nun­gen”.

Cel­si­us setz­te die Kryp­to-Ver­mö­gens­wer­te sei­ner Kun­den angeb­lich in Gestalt wei­te­rer Kre­di­te, Inves­ti­tio­nen oder an Bör­sen ein – und gab an, damit ein Ein­kom­men bzw. eine Ren­di­te zu erwirt­schaf­ten. Cel­si­us behaup­te­te, zu wis­sen, wie man hohe Ren­di­ten bei gerin­gem Risi­ko erzielt, indem es “das tut, was Cel­si­us am bes­ten kann” – die sorg­fäl­ti­ge Prü­fung sei­ner finan­zi­el­len Gegen­par­tei­en. Cel­si­us ver­kauf­te sei­nen Kun­den das Ver­spre­chen, dass Cel­si­us ihnen “min­des­tens 5 % Zin­sen pro Jahr” zah­len wür­de und dass ihre Beloh­nun­gen bis zu 80 % der Ein­nah­men von Cel­si­us aus­ma­chen würden.

Der Grün­der und CEO von Cel­si­us, Alex Mas­hin­sky, erklär­te den Kun­den in sei­nen wöchent­li­chen Live­streams, dass die von den Kun­den ein­ge­zahl­ten Mün­zen “Ihre Mün­zen sind, nicht unse­re Mün­zen … [i]it’s always your Bit­co­in”. Auf die Fra­ge, was im Fal­le eines Kon­kur­ses pas­sie­ren wür­de, ant­wor­te­te Mas­hin­sky den Kun­den, dass “die Mün­zen auch im Fal­le eines Kon­kur­ses an ihre Besit­zer zurück­ge­ge­ben werden”.

Ein wei­te­rer Eck­pfei­ler der Mar­ke­ting­stra­te­gie von Cel­si­us war die För­de­rung des eige­nen CEL-Tokens. Cel­si­us sag­te sei­nen Kun­den, dass CEL das “Rück­grat” des Unter­neh­mens sei, wobei Mas­hin­sky wie­der­holt den Wert von CEL mit dem Wert von Cel­si­us gleich­setz­te. Cel­si­us erklär­te, dass es beab­sich­tig­te, das Anfangs­ka­pi­tal zur Finan­zie­rung sei­nes Geschäfts durch den Ver­kauf von 325 Mil­lio­nen CEL durch pri­va­te Vor­ver­käu­fe und ein Initi­al Coin Offe­ring (“ICO”) zu gene­rie­ren und dass die­se Ver­käu­fe 50 Mil­lio­nen Dol­lar ein­brin­gen wür­den. Cel­si­us sag­te den Kun­den, dass sie Beloh­nun­gen in CEL erhal­ten wür­den, die Cel­si­us aus sei­ner inter­nen Schatz­kam­mer (die zusätz­li­che 325 Mil­lio­nen CEL ent­hal­ten wür­de) oder durch den Kauf von CEL auf dem Sekun­där­markt gene­rie­ren würde. Nach Anga­ben von Cel­si­us wür­de die­ser Pro­zess ein sich selbst tra­gen­des “Schwung­rad” schaf­fen. Die Mar­ke­ting­be­mü­hun­gen von Cel­si­us wür­den das Rad zum Dre­hen brin­gen, indem es mehr Nut­zer und damit mehr Ver­mö­gens­wer­te für Cel­si­us gene­riert. Cel­si­us wie­der­um wür­de mehr Gewin­ne erzie­len und mehr CEL auf dem Markt kau­fen, um damit die Beloh­nun­gen zu zah­len, und zwar als Ergeb­nis der durch die CEL-Käu­fe von Cel­si­us ange­kur­bel­ten Nach­fra­ge, wor­auf der Preis von CEL stei­gen und den Kun­den von Cel­si­us mehr Gewinn brin­gen würde”.

Wei­ter­hin heißt es: “Obwohl Cel­si­us sei­nen Kun­den mit­teil­te, dass es CEL kau­fen wür­de, um die Kun­den­prä­mi­en zu zah­len, teil­te sie ihren Kun­den nicht mit, in wel­chem Umfang sie den Markt für CEL beein­fluss­ten. Statt­des­sen sag­te Mas­hin­sky in einem Live­stream, dass der “über 2.000-prozentige Anstieg des CEL-Prei­ses im letz­ten Jahr” eine “groß­ar­ti­ge Bestä­ti­gung für den Nut­zen von [CEL] sowie für das Schwung­rad, das von selbst läuft, sei, anstatt dass wir es ab und zu ankur­beln müs­sen”. Intern erkann­te der Head of Tra­ding Desk von Cel­si­us jedoch, dass Cel­si­us tat­säch­lich das Schwung­rad ankur­bel­te. Er schrieb an ande­re Mit­ar­bei­ter, dar­un­ter auch an den dama­li­gen Finanz­chef von Cel­si­us: “Nur um das unter uns drei­en zu klä­ren: In den letz­ten 3–4 Mona­ten haben wir immer mehr CEL gekauft, als wir an Zin­sen pro Woche zah­len, aber wir haben es nicht wegen der Zin­sen gekauft. Wir haben es nicht für die Zins­zah­lun­gen gekauft, das haben wir der Gemein­de gesagt. “Nach einer Run­de von CEL-Käu­fen im Sep­tem­ber 2020 beglück­wünsch­ten sich die­sel­ben Cel­si­us-Mit­ar­bei­ter zu “unse­rer guten Arbeit”, die dazu führ­te, dass “die Leu­te dach­ten, [der Preis von CEL] wür­de going to the moon haha[1]Mehr dazu in: Der Kryp­to-Detek­tiv.

Zwi­schen­fa­zit: “Der Prü­fer hat eine Rei­he von Kun­den von Cel­si­us befragt und mit ihnen kom­mu­ni­ziert. Vie­le von ihnen gaben an, dass die fal­schen Anga­ben von Cel­si­us dar­über, wie sie mit den Kryp­to-Ver­mö­gens­wer­ten ver­fah­ren, dazu geführt hät­ten, dass sie erheb­li­che Kryp­to-Ver­mö­gens­wer­te bei Cel­si­us inves­tiert haben, die sie nicht inves­tiert hät­ten, wenn sie das Aus­maß des Risi­kos ver­stan­den hät­ten oder wenn sie gewusst hät­ten, dass vie­le der Din­ge, die Cel­si­us in sei­nen Live­streams, Tweets und ande­ren Mar­ke­ting­ma­te­ria­li­en dar­stell­te, nicht der Wahr­heit ent­spra­chen”.

Wie Der­Stan­dard unter Ver­weis auf einen Bei­trag der Washing­ton Post vor eini­gen Wochen schrieb, “hat der Rich­ter des Insol­venz­ver­fah­rens, Micha­el Glenn, ent­schie­den, dass die Geschäfts­be­din­gun­gen von Cel­si­us nicht zuguns­ten der Kun­den zu bewer­ten sind. Dem­nach sind die Kryp­to­wäh­run­gen auf den ein­ge­fro­re­nen Kon­ten Eigen­tum von Cel­si­us und nicht das der Kun­den. Sie könn­ten somit nicht als Gläu­bi­ger geführt wer­den und hät­ten im Ver­fah­ren kei­nen Anspruch bei der Auf­tei­lung der ein­ge­fro­re­nen Gel­der[2]Nach dem Kol­laps von Cel­si­us droht Kun­den der nächs­te Rück­schlag.

In den Sog des Cel­si­us-Abstur­zes geriet auch die mitt­ler­wei­le insol­ven­te und geschlos­se­ne Ber­li­ner Kryp­to­bank Nuri, die wie­der­um in enger Geschäfts­be­zie­hung mit Sola­ris stand[3]Nuri – Warn­hin­wei­se gab es genug[4]Unmut der Sola­ris-Kun­den wächst.

In einem Tweet äußert Peter Schiff, stell­ver­tre­tend für vie­le, sein Unver­ständ­nis über das zöger­li­che Ver­hal­ten der Regu­lie­rungs­be­hör­den[5]Ganz zu schwei­gen von den Finanz­me­di­en.