For­schen­de der FAU Nürn­berg-Erlan­gen, der Frank­furt Uni­ver­si­ty of Appli­ed Sci­en­ces und des Fraun­ho­fer FIT haben im Auf­trag des Bun­des­mi­nis­te­ri­ums der Finan­zen die Ein­satz­mög­lich­kei­ten der Block­chain zur Ver­hin­de­rung von Steu­er­ge­stal­tun­gen im Divi­den­den­ge­schäft unter­sucht. Die Stu­die zeigt: Block­chain kann ein wich­ti­ger Bau­stein in einer Lösungs­ar­chi­tek­tur sein, die die miss­bräuch­li­che Mehr­fa­ch­er­stat­tung von Kapi­tal­ertrags­steu­er ver­hin­dert und zusätz­lich durch veri­fi­zier­ba­re Infor­ma­tio­nen mehr Trans­pa­renz und Nach­voll­zieh­bar­keit für die Ver­fol­gung von ande­ren Gestal­tungs­mo­del­len schafft, ohne den Daten­schutz und die Wett­be­werbs­fä­hig­keit des deut­schen Finanz­mark­tes zu kompromittieren.

Die Unter­su­chung zur Eig­nung der Block­chain-Tech­no­lo­gie als Mit­tel gegen Gestal­tun­gen zur Umge­hung der Besteue­rung von Divi­den­den­zah­lun­gen gibt erst­mals eine umfas­sen­de Über­sicht über die Ein­satz­mög­lich­kei­ten der Block­chain-Tech­no­lo­gie zur Ver­hin­de­rung von Steu­er­ge­stal­tun­gen im Divi­den­den­ge­schäft. Die gesam­te Stu­die in deut­scher Spra­che (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4954445) und eine Kurz­zu­sam­men­fas­sung in eng­li­scher Spra­che (https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4950547) sind online frei zugänglich.

Pri­mä­res Ergeb­nis der Stu­die ist ein Kon­zept, wel­ches ver­sucht, die bei­den grund­le­gen­den Arten von miss­bräuch­li­cher Steu­er­ge­stal­tun­gen zu adres­sie­ren: Zum einen wer­den Steu­er­ge­stal­tun­gen mit dem Ziel der mehr­fa­chen Steu­er­erstat­tung (z.B. Cum/​Ex) durch ein Token-basier­tes Lösungs­kon­zept ver­hin­dert, indem auf der Block­chain von der Steu­er­ver­wal­tung aus­ge­ge­be­ne und bei Steu­er­erstat­tung wie­der ein­zu­lö­sen­de Token sicher­stel­len, dass nie mehr Steu­er erstat­tet wer­den kann, als ursprüng­lich abge­führt wur­de. Zum ande­ren kön­nen durch zusätz­li­che Infor­ma­tio­nen auf den Token Steu­er­ge­stal­tung zur miss­bräuch­li­chen Nut­zung von Steu­er­erstat­tungs­an­sprü­chen bezie­hungs­wei­se der Umge­hung von steu­er­li­cher Defi­ni­tiv­be­las­tung (z.B. Cum/​Cum) bes­ser im auf­ge­deckt und nach­voll­zo­gen werden.

Die Stu­die zeigt mit­tels eines kon­kre­ten Lösungs­kon­zep­tes, dass die Block­chain-Tech­no­lo­gie bereits jetzt zur prä­ven­ti­ven Ver­hin­de­rung von mehr­fa­cher Steu­er­erstat­tung ein­ge­setzt wer­den könn­te. Außer­dem ver­spricht sie auch im Kampf gegen wei­te­re Steu­er­ge­stal­tungs­mo­del­le einen Mehr­wert, indem sie nach­voll­zieh­ba­re und unver­än­der­ba­ren Infor­ma­tio­nen bereit­stellt. Die Maxi­mie­rung die­ser Vor­tei­le wäre aller­dings nur mög­lich, wenn die Block­chain auch als Tech­no­lo­gie für die gesam­te Finanz­in­fra­struk­tur, ins­be­son­de­re für Wert­pa­pier­re­gis­ter, ‑han­del und ‑sett­le­ment genutzt wür­de. Wäh­rend dies kurz­fris­tig als unrea­lis­tisch zu betrach­ten ist, könn­te sich dies durch aktu­el­le regu­la­to­ri­sche, tech­no­lo­gi­sche und gesell­schaft­li­che Ent­wick­lun­gen ändern.

Die Stu­die zeigt somit nicht nur die aktu­el­len Mög­lich­kei­ten der Block­chain-Tech­no­lo­gie zur Ver­hin­de­rung von Steu­er­ge­stal­tun­gen im Divi­den­denar­bi­tra­ge auf, son­dern gibt auch einen Aus­blick in die Zukunft, der einen zusätz­li­chen Anreiz lie­fert, die Bestre­bun­gen zum ver­stärk­ten Ein­satz der Block­chain-Tech­no­lo­gie in der Finanz­in­fra­struk­tur wei­ter­zu­füh­ren oder sogar zu intensivieren.

»Kon­takt

Prof. Dr. Nils Urbach
Pro­fes­sor für Wirt­schafts­in­for­ma­tik, ins­be­son­de­re Digi­tal Busi­ness und Mobilität
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