Von Ralf Keuper
Die Fra­ge steht schon seit län­ge­rer Zeit im Raum: Benö­tigt ein Fin­tech-Start­up, um auf Dau­er erfolg­reich zu sein, unbe­dingt eine Vollbanklizenz? 
Sagen wir mal so: Wenn ein Fin­tech-Start­up mit dem Anspruch auf­tritt, eine Bank zu erset­zen, dann wird es um eine Voll­bank­li­zenz nicht her­um kom­men. Dies gilt um so mehr, je abhän­gi­ger die neu­en Ban­ken von den exis­tie­ren­den Bank­in­fra­struk­tu­ren und je ähn­li­cher ihre Kos­ten- und Erlös­struk­tu­ren (und damit ihre Geschäfts­mo­del­le) denen der klas­si­schen Ban­ken sind. Soll­te es jedoch Absicht des Fin­tech-Start­ups sein, nur bestimm­te Berei­che des Bank­ge­schäfts anzu­bie­ten, die ledig­lich einer ein­ge­schränk­ten Regu­lie­rung bedür­fen, dann ist eine Voll­bank­li­zenz zumin­dest nicht zwin­gend. Ob eine Bank­li­zenz Light, wie sie in der Schweiz dis­ku­tiert wird, die Lösung ist, bleibt abzu­war­ten. Oder aber das Fin­tech-Start­up ver­fügt über so viel Kapi­tal und tech­no­lo­gi­sches Know How, dass es in der Lage ist, eine eige­ne Infra­struk­tur zu betrei­ben, wie Ant Financials/​Alibaba bei den Inter­net Pay­ments. Ein wei­te­res Bei­spiel ist Pay­Pal, wenn man jetzt Pay­Pal und Ant Finan­cials als Fin­tech-Start­ups betrachtet. 
Schaut man sich die Zahl der Ban­ken an, die in den letz­ten Jahr­zehn­ten neu auf der Büh­ne erschie­nen sind und es geschafft haben, sich zu eta­blie­ren, fällt der Befund recht mager aus, wie auf die­sem Blog vor eini­ger Zeit in Bank­grün­dung als Mit­tel der Wahl? the­ma­ti­siert wur­de. Wirk­lich eta­bliert haben sich Direkt­ban­ken, Auto­ban­ken, Umwelt­ban­ken, Teil­zah­lungs­ban­ken und neu­er­dings Whitela­bel Ban­ken; also eigent­lich Spe­zi­al­ban­ken oder Limi­t­ed Pur­po­se Ban­ken. Rei­ne Online-Ban­ken haben es dage­gen schwer, wie Chi­won Yom bereits im Jahr 2005 in Limi­t­ed Pur­po­se Banks: Their Spe­cial­ties, Pefor­mance, and Pro­s­pects feststellte:

Die Inter­net-Ban­ken konn­ten zum dama­li­gen Zeit­punkt die in sie gesetz­ten Erwar­tun­gen nicht erfül­len. Zwar ver­füg­ten sie auf den ers­ten Blick gegen­über den eta­blier­ten (Filial-)Banken über den Vor­teil gerin­ge­rer Alt-Las­ten, jedoch konn­ten sie ihren tech­no­lo­gi­schen Vor­sprung nicht in einen aus­rei­chen­den Gewinn ummün­zen. Zu groß war auch hier bereits der Kos­ten­ap­pa­rat, bestehend aus IT-Infra­struk­tur und Per­so­nal. Die Erlö­se aus Zins­ein­nah­men waren im Ver­gleich zu den ande­ren unter­such­ten Limi­t­ed-Pur­po­se-Ban­ken gering, was ja auch so gewollt war, da die Inter­net-Ban­ken mit hohen (Gut­ha­ben-) Zin­sen, gerin­gen Kre­dit-Zin­sen und güns­ti­gen Kon­di­tio­nen war­ben. Auch die Ein­nah­men aus Pro­vi­sio­nen, Gebüh­ren und Ser­vice-Leis­tun­gen konn­ten hier für kei­nen Aus­gleich sor­gen. Erschwe­rend kamen die hohen Kos­ten der Inter­net-Ban­ken für die eige­ne Finan­zie­rung hin­zu. Wei­ter­hin schlu­gen die im Ver­gleich zu ande­ren Ban­ken deut­lich höhe­ren Kos­ten für Wer­bung und Mar­ke­ting zu Buche (Eigen­zi­tat). 

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