Von Ralf Keuper
In den letzten Wochen ist die Diskussion um die Vor- und Nachteile der Abschaffung des Bargeldes neu entbrannt. Aus der Vielzahl der Beiträge, hier eine kleine Auswahl:
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- Bargeldlose Schweiz: Vorbild Dänemark zeigt, wie es geht
- Kartenzahlung statt Münzen und Scheine. Banken wollen den Deutschen das Bargeld austreiben
- Abschaffung gefordert. Zwist über das Bargeld
- Bargeldverbot – Was steckt hinter den Argumenten?
- Norwegen schafft das Bargeld ab
- Der Tod des Bargeldes steht noch nicht bevor
- Ökonom Rogoff will Bargeld abschaffen
- Deutsche Manager lieben Anonymität des Bargelds
- Bargeld raus – Vollgeld rein!
Uns interessiert hier weniger die rein ökonomische Bedeutung des Bargelds bzw. seiner Abschaffung, sondern eher die Auswirkungen auf den Bezahlvorgang an sich. Konkret läuft das auf die Frage hinaus: Wie lässt sich die Anonymität der analogen in die digitalen Welt überführen?
Für viele liegt der Vorzug des Bezahlens mit Bargeld in der Anonymität. Niemand speichert die Daten und versucht dem Kunden im Anschluss irgendwelche Angebote aufs Auge zu drücken, an denen er kein Interesse hat. Andererseits haben die Steuerbehörden naturgemäß ein gespaltenes Verhältnis zum Bargeld, das sich in Schwarzgeld verwandeln kann. Nicht wenige glauben, dass durch eine Abschaffung des Bargelds der organisierten Kriminalität der Boden entzogen werden könnte. Für andere wiederum ist Bargeld geprägte Freiheit.
Ließe sich das Problem mit digitalen Währungen, wie Bitcoin, lösen bzw. digitalisieren? Wenn man sich den Beitrag Crime-as-a-Service: pay-as-you-blow with #bitcoin von Chris Skinner durchliest, besteht hier derzeit wenig Hoffnung. Ohne entsprechende Regulierung werden sich die Defizite nicht beheben lassen. Lesenswert in dem Zusammenhang ist der Beitrag A Conceptual Framework for the Regulation of Cryptocurrencies.
Bei genauer Betrachtung verläuft das Bezahlen mit Bitcoin keineswegs so anonym, wie viele noch anzunehmen scheinen. Eher muss man von Pseudoanonymität sprechen, wie Christoph Bergmann in Bitcoin und Geldwäsche – keine gute Idee schreibt:
Ja, Hinz und Kunz und natürlich auch die Kriminalpolizei können nachverfolgen, wann ich wieviele Bitcoins an welche Adresse gesendet habe, indem sie einfach den Transaktionen folgen. An sich ist der Bitcoin also SEHR transparent, eine Adresse ist ein absolut gläsernes Konto.
Lösungen für das anonyme Bezahlen im Internet existieren bereits, ohne jedoch so richtig zufrieden stellen zu können, wie es u.a. in Anonym bezahlen im Netz: Skrill Group übernimmt Ukash heisst.
Das Bargeld wird uns wohl noch lange begleiten, was gerade in Deutschland großen Zuspruch finden wird. Bis die Abschaffung des Bargelds bzw. die deutliche Reduzierung des Bargeldumlaufs vollzogen ist, wird noch viel Arbeit für Lösungen und Verfahren nötig sein, die das anonyme Bezahlen aus der analogen in die digitale Welt übertragen. Auch heute schon ist völlige Anonymität beim Bezahlen mit Bargeld eigentlich nur dann gewährleistet, wenn die empfangende Person den Zahler nicht kennt und auch sonst niemand Zeuge des Bezahlvorgangs ist. Und solche Transaktionen zählen häufig nicht zu denen, die unter den Schutz der Anonymität fallen sollten.