Von Ralf Keuper

In den letz­ten Wochen ist die Dis­kus­si­on um die Vor- und Nach­tei­le der Abschaf­fung des Bar­gel­des neu ent­brannt. Aus der Viel­zahl der Bei­trä­ge, hier eine klei­ne Auswahl:

Uns inter­es­siert hier weni­ger die rein öko­no­mi­sche Bedeu­tung des Bar­gelds bzw. sei­ner Abschaf­fung, son­dern eher die Aus­wir­kun­gen auf den Bezahl­vor­gang an sich. Kon­kret läuft das auf die Fra­ge hin­aus: Wie lässt sich die Anony­mi­tät der ana­lo­gen in die digi­ta­len Welt überführen?

Für vie­le liegt der Vor­zug des Bezah­lens mit Bar­geld in der Anony­mi­tät. Nie­mand spei­chert die Daten und ver­sucht dem Kun­den im Anschluss irgend­wel­che Ange­bo­te aufs Auge zu drü­cken, an denen er kein Inter­es­se hat. Ande­rer­seits haben die Steu­er­be­hör­den natur­ge­mäß ein gespal­te­nes Ver­hält­nis zum Bar­geld, das sich in Schwarz­geld ver­wan­deln kann. Nicht weni­ge glau­ben, dass durch eine Abschaf­fung des Bar­gelds der orga­ni­sier­ten Kri­mi­na­li­tät der Boden ent­zo­gen wer­den könn­te. Für ande­re wie­der­um ist Bar­geld gepräg­te Frei­heit.

Lie­ße sich das Pro­blem mit digi­ta­len Wäh­run­gen, wie Bit­co­in, lösen bzw. digi­ta­li­sie­ren? Wenn man sich den Bei­trag Crime-as-a-Ser­vice: pay-as-you-blow with #bit­co­in von Chris Skin­ner durch­liest, besteht hier der­zeit wenig Hoff­nung. Ohne ent­spre­chen­de Regu­lie­rung wer­den sich die Defi­zi­te nicht behe­ben las­sen. Lesens­wert in dem Zusam­men­hang ist der Bei­trag A Con­cep­tu­al Frame­work for the Regu­la­ti­on of Cryp­to­cur­ren­ci­es.

Bei genau­er Betrach­tung ver­läuft das Bezah­len mit Bit­co­in kei­nes­wegs so anonym, wie vie­le noch anzu­neh­men schei­nen. Eher muss man von Pseu­do­an­ony­mi­tät spre­chen, wie Chris­toph Berg­mann in Bit­co­in und Geld­wä­sche – kei­ne gute Idee schreibt:

Ja, Hinz und Kunz und natür­lich auch die Kri­mi­nal­po­li­zei kön­nen nach­ver­fol­gen, wann ich wie­vie­le Bit­co­ins an wel­che Adres­se gesen­det habe, indem sie ein­fach den Trans­ak­tio­nen fol­gen. An sich ist der Bit­co­in also SEHR trans­pa­rent, eine Adres­se ist ein abso­lut glä­ser­nes Konto.

Lösun­gen für das anony­me Bezah­len im Inter­net exis­tie­ren bereits, ohne jedoch so rich­tig zufrie­den stel­len zu kön­nen, wie es u.a. in Anonym bezah­len im Netz: Skrill Group über­nimmt Ukash heisst.

Das Bar­geld wird uns wohl noch lan­ge beglei­ten, was gera­de in Deutsch­land gro­ßen Zuspruch fin­den wird. Bis die Abschaf­fung des Bar­gelds bzw. die deut­li­che Redu­zie­rung des Bar­geld­um­laufs voll­zo­gen ist, wird noch viel Arbeit für Lösun­gen und Ver­fah­ren nötig sein, die das anony­me Bezah­len aus der ana­lo­gen in die digi­ta­le Welt über­tra­gen. Auch heu­te schon ist völ­li­ge Anony­mi­tät beim Bezah­len mit Bar­geld eigent­lich nur dann gewähr­leis­tet, wenn die emp­fan­gen­de Per­son den Zah­ler nicht kennt und auch sonst nie­mand Zeu­ge des Bezahl­vor­gangs ist. Und sol­che Trans­ak­tio­nen zäh­len häu­fig nicht zu denen, die unter den Schutz der Anony­mi­tät fal­len sollten.

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