Von Ralf Keuper

Das Inter­net hat ent­schei­dend mit dazu bei­getra­gen, dass Auf­merk­sam­keit ein äußerst knap­pes Gut gewor­den ist. In Zei­ten des Infor­ma­ti­ons­über­flus­ses, ist, so der Ver­fas­ser der Öko­no­mie der Auf­merk­sam­keit, Georg Franck, nicht mehr der Zugang der limi­tie­ren­de Fak­tor, son­dern die Aufmerksamkeit.

Mitt­ler­wei­le buh­len zahl­lo­se Sei­ten im Inter­net um die Auf­merk­sam­keit der Kun­den. Je mehr Auf­merk­sam­keit eine Sei­te, ein Anbie­ter auf sich zie­hen kann und je län­ger die Nut­zer dort ver­wei­len, um so grö­ße­re Ein­nah­men win­ken aus Ver­kauf und Wer­bung. Nicht ganz zu Unrecht bezeich­net Georg Franck Auf­merk­sam­keit als neue Wäh­rung.

Damit las­sen sich z.T. die hohen Kauf­prei­se bzw. Bewer­tun­gen für Unter­neh­men erklä­ren, die im Inter­net über eine gro­ße Anzahl an Nut­zern ver­fü­gen. Wer die größ­te Reich­wei­te, die meis­ten Nut­zer auf­wei­sen und die (unge­teil­te) Auf­merk­sam­keit auf sich zie­hen kann, befin­det sich in einer kom­for­ta­blen Position.

Die Ban­ken­bran­che ist von den Aus­wir­kun­gen der Auf­merk­sam­keits­öko­no­mie, ähn­lich wie die klas­si­schen Medi­en­kon­zer­ne, in beson­de­rer Wei­se betrof­fen. Die gro­ßen Inter­net- und Tech­no­lo­gie­kon­zer­ne wie Apple, Goog­le, Face­book, Pay­Pal und Ama­zon, die immer tie­fer in das Stamm­ge­schäft der Ban­ken ein­drin­gen, ohne sich selbst als klas­si­sche Bank zu prä­sen­tie­ren, zie­hen zusam­men mit der Auf­merk­sam­keit auch mehr Geschäft auf bzw. an sich. Hier kommt das öko­no­mi­sche Prin­zip der Zuneh­men­den Grenz­erträ­ge (Bri­an Arthur) zum Tra­gen, die man auch häu­fig in einem Atem­zug mit den Netz­werk­ef­fek­ten und dem Lock-In-Effekt erwähnt. Das Gesetz läuft – platt for­mu­liert – dar­auf hin­aus, dass dem, der hat, gege­ben wird; heisst kon­kret: Wer die Schlüs­sel­po­si­ti­on besetzt, bestimmt über die Ver­tei­lung der Erträ­ge. Wer bei­spiels­wei­se bei den Mobi­le Pay­ments einen Stan­dard defi­niert und damit für einen Lock-In-Effekt sorgt, beherrscht wei­te Tei­le der Wertschöpfungskette.

Alvin Toff­ler beschrieb die­ses neue Wert­schöp­fungs­sys­tem in sei­nem Buch Macht­be­ben – Wis­sen, Wohl­stand und Macht im 21. Jahr­hun­dert so:

Die­ses neue Wert­schöp­fungs­sys­tem ist voll und ganz auf die sofor­ti­ge Ver­ar­bei­tung von Daten, Ideen, Sym­bo­len und Sym­bo­lis­men ange­wie­sen. Eine Super­sym­bol­wirt­schaft im wahrs­ten Sin­ne des Wor­tes. (ebd.)

In der “Super­sym­bol­wirt­schaft” heben sich die Gren­zen zwi­schen den ver­schie­de­nen Medi­en­for­ma­ten auf. Neue For­ma­te ent­ste­hen. Ban­king ist nur ein Teil die­ses Medi­en­wan­dels. Damit ändern sich auch die Regeln und die ton­an­ge­ben­den Spie­ler. Die Macht­kon­stel­la­ti­on ver­schiebt sich.

Der­zeit sieht es nicht danach aus, als wür­den die klas­si­schen Ban­ken von die­ser Ent­wick­lung profitieren.

Wei­te­re Informationen:

Ban­king in der “Super­sym­bol­wirt­schaft”

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