Von Ralf Keuper
Zu Beginn des Jahres häufen sich nach meinem Eindruck die Beiträge, die uns zu erklären versuchen, weshalb die Banken die verschiedenen Herausforderungen nicht zu fürchten haben; an erster Stelle die Fintech-Startups.
Beispielhaft dafür ist Banks vs. Fintech? No Contest, Banks Win. Darin stellt der Autor zunächst zu Recht fest, dass die Fintech-Startups auf die Infrastruktur der Banken angewiesen seien, ohne die sie gar nicht diese Akzeptanz haben würden. Danach wird es jedoch recht merkwürdig und konstruiert. So erfahren wir, dass Banken noch immer großes Vertrauen genießen würden. Tatsächlich? Da besagen die meisten Studien etwas anderes, wobei man jetzt darüber streiten kann, wie groß deren Aussagehalt ist.
Weiterhin lesen wir, dass Banken mehr Geld zur Verfügung haben als Fintech-Startups, was wohl unstrittig ist. Verwundert die Augen reiben muss man sich dagegen, wenn man mit der Behauptung konfrontiert wird, die Banken würden über eine Vertriebs (wie Filialen) – und Personalstruktur verfügen, die ihnen einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung verschaffen würden. Das ist mit Blick auf die diversen Defizite des Organizational Design und die scheinbar bei einigen Kommentatoren bereits dem Gedächtnis entfallene Finanzkrise schon bemerkenswert realitätsfremd.
Den Vogel schiesst der Autor ab mit der Behauptung, die Banken würden über richtig Big Data verfügen, wie kein anderer. Schon mal was von Google, Amazon, Apple und Alibaba gehört?
Was bei dem Vergleich Fintech-Banken gerne übersehen wird, ist, dass die Banken mittlerweile mindestens so sehr auf die Infrastruktur der Internetkonzerne angewiesen sind wie umgekehrt und die Entwicklung verläuft hier nicht zum Vorteil der Banken. Als Stichworte seien hier nur Digitale Souveränität und Medienkonvergenz genannt.
Die ganze Diskussion auf das künstliche Gegensatzpaar Fintech-Banken zu reduzieren und den eigentlichen Elefanten im Raum, d.h die digitalen Ökosysteme und Plattformen, dabei mehr oder weniger unbeachtet zu lassen oder den Eindruck zu erwecken, auch er falle unter die Kategorie Fintech, ist bestenfalls noch naiv oder schilcht “Pfeifen im Walde”.