Von Ralf Keuper
Über die Rolle der Banken in der Digitalmoderne wird derzeit eifrig und kontrovers diskutiert. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob die Institution Bank ihre Funktion als Finanzintermediär künftig behaupten kann. Kaum noch bestritten wird, dass die Banken sich daran werden gewöhnen müssen, den Kuchen mit neuen, branchenfremden Anbietern zu teilen.
Viele der neuen Mitspieler sind Technologieunternehmen mit starken Standbeinen in den Bereichen Hardware, Software, E‑Commerce, Medien und Logistik, wie Apple, Amazon und Alibaba. Ihren Erfolg verdanken diese Digitalen Ökosysteme nicht zuletzt ihrer Fähigkeit, die Daten aus ihren diversen Kommunikationskanälen für ihre Services und Produkte zu verwenden. Dabei stützen sie sich nicht nur auf die Daten in ihren Systemen, sondern auch auf die externen, im Netz vorhandenen.
Bisher fehlte in diesem Puzzle noch die Dominanz über die Geldströme. Mittels Mobile Payments sind die Großen wie Apple, Samsung, Google und facebook dabei, auch hier die Rolle der zentralen Instanz, des Intermediärs zu übernehmen. Eine Aufgabe, die bisher in die Zuständigkeit der Banken fiel. Die Zahlungsinformationen können nun mit den anderen Informationen, wie aus Film, Musik, Online-Spielen, Loyalitätsprogrammen sowie Angeboten und Aktionen im E‑Commerce angereichert werden. Auch die Finanzierung kann über eigene Finanzdienstleistungsangebote erfolgen.
Mit dem Verlust der Hoheit über das Medium “Geld” entgleitet den Banken ihr letzter Trumpf. Sicher: In unserem gegenwärtigen Geldsystem mit den Zentralbanken der Regulierung sowie der Rolle der Politik sitzen die Banken in Geldfragen noch immer an der Quelle. Jedoch handelt es sich hierbei immer mehr um Leistungen eines Infrastrukturanbieters.
Entscheidend ist nicht mehr die Versorgung mit Informationen, wie Geld, sondern die Interpretation und Anreicherung mit weiteren Informationen. Hier spielt künftig die Musik. Sollten sich in Zukunft die digitalen Währungen durchsetzen, wird sich dieser Trend noch verstärken.
Weitere Informationen:
Banking als Teil des Medienwandels #1
Banking als Teil des Medienwandels #2