Von Ralf Keuper
Das Bargeld hat momentan einen schweren Stand. Nicht wenige, darunter auch Ökonomen, Regierungen und Notenbanken, wollen es so bald wie möglich abschaffen. Dagegen regt sich seit einiger Zeit Widerstand, wie aktuell bei dem Schriftsteller Hans-Magnus Enzensberger, der , gewohnt medienwirksam und holzschnittartig, auf die vermeintlichen Gefahren der Abschaffung des Bargelds hinweist und bei der Gelegenheit seinen neuesten Roman vorstellte 😉
Hier weitere Beiträge, die sich kritisch zur Abschaffung des Bargelds äußern:
- Kommentar zum Bargeld: Geprägte Freiheit
- Bargeld: Eklig und teuer?
- Ist der Weg in die bargeldlose Gesellschaft vorprogrammiert?
- Bargeld abschaffen? Der gläserne Zahler
Interessanterweise stammt der Ausdruck Geld ist geprägte Freiheit von Fjodor Dostojewski, dessen politische Ansichten man durchaus als totalitär bezeichnen kann 😉
Die Bundesbank kann der Abschaffung des Bargelds nur wenig abgewinnen.
Persönlich lehne ich die Abschaffung des Bargelds ab, nicht nur aus Gründen der Freiheit, wobei man freilich darüber streiten kann, welcher Zusammenhang zwischen Freiheit und Bargeld konkret bestehen soll, sondern auch deshalb, da Bargeld einen Bezug zu den (hoffentlich) realen Werten hat, die dadurch repräsentiert werden.
Allerdings ist die weitere Entstofflichung des Geldes nicht aufzuhalten, worauf neben Marshal McLuhan bereits Georg Simmel aufmerksam machte, wie in seiner Philosophie des Geldes in dem Kapitel Der Substanzwert des Geldes:
Wenn man hergebrachterweise unter die Hauptdienste des Geldes rechnet, dass es Wertaufbewahrungs- und Werttransportmittel ist, so sind dies nur die groben und sekundären Erscheinungen jener grundlegenden Funktion. Sie aber hat ersichtlich gar keine innere Beziehung zu dem Gebundensein des Geldes an eine Substanz, ja in ihr tritt am empfindsamsten hervor, dass das Wesentliche des Geldes Vorstellungen sind, die, weit über die eigene Bedeutung seines Trägers hinaus, in ihm investiert sind. Je größer die Rolle des Geldes als Wertkondensator wird – und das wird sie nicht durch Wertsteigerung seines einzelnen Quantums, sondern durch Erstreckung dieser seiner Funktion auf immer mehr Objekte, durch die Verdichtung immer verschiedenartiger Werte in einer Form – desto weiter wird es von der notwendigen Bindung an eine Substanz fortrücken; denn in ihrer mechanischen Immergleichheit und Starrheit muss dies der Fülle, dem Wechsel, der Mannigfaltigkeit der Werte immer inadäquater werden, die auf Vorstellungen projiziert und in ihr kondensiert werden.
Von Bedeutung wird in Zukunft die Frage sein, ob weitgehend anonymes Bezahlen auch ohne Bargeld nötig ist. Dazu:
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