Von Ralf Keuper

Wie an kei­ner ande­ren Stadt Deutsch­lands lässt sich der Stil­wan­del im Ban­king und in der Bank-IT so gut nach­voll­zie­hen, wie an Frank­furt am Main. Bereits im Mit­tel­al­ter war Frank­furt ein wich­ti­ger Mes­se­platz, an dem die Händ­ler aus dem Gebiet des dama­li­gen Deut­schen Rei­ches und dem euro­päi­schen Aus­land zusam­men kamen, um Geschäf­te abzu­schlie­ßen und Trans­ak­tio­nen durch­zu­füh­ren bzw. zu initi­ie­ren. Als bevor­zug­tes Zah­lungs­mit­tel kamen dabei zunächst Mün­zen zum Ein­satz, spä­ter griff man ver­stärkt auf Wech­sel zurück.

Im Jahr 1585 taten sich in Frank­furt 84 Groß­kauf­leu­te zusam­men, um eine Insti­tu­ti­on zu grün­den, deren vor­ran­gi­ge Auf­ga­be es war, fes­te Wech­sel­kur­se zu bestim­men. Mit dem Wan­del der Wirt­schaft haben sich auch die Auf­ga­ben der Bör­se, wie sie seit 1608 in Frank­furt genannt wur­de, verändert.

Von his­to­ri­scher Bedeu­tung war die Grün­dung der Deut­schen Ter­min­bör­se im Jahr 1988 und der Deut­schen Bör­se AG 1992.

In den 1980er Jah­ren droh­te der Finanz­platz Deutsch­land inter­na­tio­nal zurückzufallen:

Die Infra­struk­tur für den Han­del in Deutsch­land wur­de Jahr für Jahr tech­nisch ver­bes­sert, und 1986 ver­sa­hen die acht deut­schen Bör­sen ihre Arbeits­ge­mein­schaft mit einer neu­en Ver­fas­sung. Aber ande­re Finanz­plät­ze hat­ten mehr dafür getan, ihre Posi­ti­on im inter­na­tio­na­len Wett­be­werb zu stär­ken und Markt­an­tei­le zu gewin­nen.  .. Die deut­schen Bör­sen muss­ten auf­ho­len. (Hart­mut Schmidt: Die Ent­ste­hung der Deut­schen Ter­min­bör­se 1982 und der Deut­schen Bör­se AG 1992. Eine inter­na­tio­nal erfolg­rei­che Neuordnung).

Auf Betrei­ben des dama­li­gen Vor­stands­spre­chers der Deut­schen Bank, Rolf E. Breu­er, nahm man auch in Deutsch­land den Auf­bau einer inter­na­tio­na­len Bör­se für den Opti­ons­han­del in Angriff. Im Jahr 1988 wur­de als Trä­ger­ge­sell­schaft die DTB Deutsch­te Ter­min­bör­se ins Leben geru­fen. Ein wei­te­rer Mei­len­stein war die Grün­dung der Deut­schen Bör­se AG im Jahr 1992.

Ende 1992 wur­de die Umfir­mie­rung der Frank­fur­ter Wert­pa­pier­bör­se AG in die Deut­schen Bör­se AG sowie der Kauf von 100 Pro­zent der Antei­le der DKV (Deut­scher Kas­sen­ver­ein) und DTB (Deut­sche Ter­min­bör­se) beschlossen.

Für DKV und DTB zahl­te die Deut­sche Bör­se AG je 60 Mio. DM, was durch eine Kapi­tal­erhö­hung, aus Rück­la­gen und mit Fremd­ka­pi­tal finan­ziert wur­de. Alle Antei­le der Deut­schen Wert­pa­pier­da­ten Zen­tra­le GmbH und der Deut­schen Aus­lands­kas­sen­ver­ein AG hielt die Deut­sche Kas­sen­ver­ein AG. Mit ihr wur­den auch die­se bei­den Gesell­schaft in die Deut­sche Bör­se AG inte­griert. Aktio­nä­re der Deut­schen Bör­se AG waren 234 Ban­ken und 146 Mak­ler. Der Kon­zern Deut­sche Bör­se AG beschäf­tig­te 1.200 Mit­ar­bei­ter. End­lich gab es ein Bör­sen­un­ter­neh­men in einer Grö­ßen­ord­nung, von der man das dau­er­haft erwar­ten konn­te, was Deutsch­land brauch­te: eine inter­na­tio­nal wett­be­werbs­fä­hi­ge Infra­struk­tur für den Wert­pa­pier­han­del (ebd.).

Die Ent­wick­lung im inter­na­tio­na­len Bör­sen­han­del stand seit­dem nicht still. Heu­te wird der börs­li­che Han­del fast voll­stän­dig auto­ma­tisch abge­wi­ckelt. Im Jahr 1997 wur­de das elek­tro­ni­sche Han­dels­sys­tem Xetra für den Kas­sa­markt ein­ge­führt. Ein Jahr spä­ter erblick­te Eurex, eine Ter­min­bör­se für Finanz­de­ri­va­te, das Licht der Welt. Seit 2012 gehört Eurex zu 100% der Deut­schen Bör­se Group.

Die Deut­sche Bör­se Group ist inzwi­schen ein Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men von inter­na­tio­na­ler Bedeutung.

Die Ent­wick­lung und Bereit­stel­lung tech­ni­scher Diens­te wie Soft­ware­ent­wick­lung, Bereit­stel­lung und Betrieb von Com­pu­tern und Netz­wer­ken, Bereit­stel­lung und Betrieb des Teil­neh­mer­netz­werks über­nimmt die Deut­sche Bör­se IT.

Im Seg­ment Mar­ket Data + Ser­vices stellt die Deut­sche Bör­se Wert­pa­pier­kur­se in Echt­zeit sowie Infor­ma­ti­ons­pro­duk­te wie Akti­en­in­di­zes und Refe­renz­da­ten (Stamm- und Ter­min­da­ten zu Wert­pa­pie­ren) zur Ver­fü­gung. Zum 31. Dezem­ber 2012 wur­den an der Bör­se Frank­furt über 990.000 Finanz­in­stru­men­te gehandelt.

Die Deut­sche Bör­se über­nahm im Novem­ber 2009 den US-Finanz­nach­rich­ten­dienst Need to Know News.

Um gemein­sam mit dem Ber­li­ner Tech­no­lo­gie­part­ner Zimo­ry als Anbie­ter von Cloud Com­pu­ting-Leis­tun­gen und Händ­ler von Cloud-Kapa­zi­tä­ten auf­tre­ten zu kön­nen, grün­de­te sie im Juli 2013 die Deut­sche Bör­se Cloud Exch­an­ge AG. (Quel­le: Wiki­pe­dia)

Seit kur­zem sorgt das The­ma Block­chain auch bei den Betrei­bern der Bör­sen für wach­sen­des Inter­es­se. Nach­dem die NASDAQ bereits ers­te Annä­he­rungs­ver­su­che unter­nom­men hat, hat auch die Deut­sche Bör­se ihre Zurück­hal­tung abgelegt.

Mit Blick auf die wach­sen­de Bedeu­tung digi­ta­ler Ver­mö­gens­wer­te eine weit­sich­ti­ge Entscheidung.

Wei­te­re Informationen:

Die Errich­tung der deut­schen Ter­min­bör­seim Span­nungs­feld von aus­län­di­schen­Vor­bil­dern und natio­na­ler Vorsicht

Deut­sche Bör­se kauft sich zu neu­er Größe

Wie vor 600 Jah­ren die ers­te Bör­se entstand

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