Von Ralf Keuper
Seit einiger Zeit hören und lesen wir, dass alles, was digitalisiert werden kann, früher oder später auch digitalisiert wird – das gilt natürlich auch für das Banking. Hier scheint das Potenzial sogar besonders hoch zu sein. Nach Ansicht von David Brear und anderer in der Fintech-Szene ist die Digitalisierung im Banking erst zu 1 % umgesetzt.
Demgegenüber ist Jürgen Jasperneite, der am Fraunhofer IOSB-INA in Lemgo im Bereich der intelligenten Automation forscht, der Auffassung, dass Disruption und Automatisierung nicht zueinander passen. Wir müssten uns von der Vorstellung lösen, Digitalisierung ausschließlich durch die technologische Brille zu betrachten. Es gebe keinen Technikdeterminismus; keine neue Technologie oder Produktentwicklung ist automatisch disruptiv. Solange die Wirtschaft die Bedürfnisse real existierender Menschen befriedigt, ist es, so der Philosoph Julian Nida-Rümelin in einem aktuellen Interview mit der SZ, kontraproduktiv, die Abnehmer wie Softwaresysteme zu behandeln. Nida-Rümelin zieht einen Vergleich zu der Zeit, als die ersten mechanischen Uhren eingeführt wurden. Heute hätten wir es mit einem weiteren technizistischen Paradigma z…