Von Ralf Keuper
Die Volksbanken werben gerne mit ihrer regionalen Verbundenheit. Die Filiale, so lesen und hören wir ständig, bleibe wegen des persönlichen Kontaktes unersetzlich. Anders, als bei den sog. Direktbanken oder einigen Fintech-Startups, zählten hier noch die Beziehungen, die z.T. über Jahrzehnte aufgebaut und gepflegt wurden. Man sollte also meinen, dass Kunden, die seit über vierzig Jahren ihrer Volksbank treu sind, ganz selbstverständlich von dieser familiären Atmosphäre profitieren.
So dachte auch jemand aus meinem Bekanntenkreis, der kurz vor der Vollendung seines 70. Lebensjahres beschloss, sich ein neues (gleichwohl gebrauchtes) Auto zuzulegen. Seit vierzig Jahren Kunde und Mitglied seiner örtlichen Volksbank, war für ihn der Gang zu „seiner“ Filiale selbstverständlich, um dort nach einer Finanzierung zu fragen. Der Antragsteller bezieht eine normale Rente, die Schufa ist tadellos. Als die Kundenberaterin, die den Antragsteller seit etlichen Jahren kennt, den Antrag in das Kreditentscheidungssystem eingab, kam recht bald die Ablehnung mit der Begründung, dass die Altersgrenze überschritten sei. Um dem langjährigen Kunden entgegenzukommen, bot man ihm den Abschluss einer Risikolebensversicherung mit einer Laufzeit von fünf Jahren an. Die Kosten für die Versicherung sollten ca. 500 Euro pro Jahr betragen. Die Finanzierung selber war dagegen auf zwei Jahre angelegt. Daraus folgt, dass man die Lebenserwartung des Kunden mit unter zwei Jahren bewertete, bei der Beurteilung seiner Fähigkeit, die Ver…