Von Ralf Keuper

Das Wäh­rungs­sys­tem eines Lan­des oder einer Wirt­schafts­re­gi­on ist ein Abbild der Kul­tur und des jewei­li­gen poli­ti­schen Sys­tems, wie uns am Bei­spiel des Euro immer wie­der bewusst wird. Gro­ßen Ein­fluss haben auch die wirt­schaft­li­chen Fak­to­ren (Kauf­kraft, Brut­to­so­zi­al­pro­dukt, Ver­schul­dung ..). Die ers­ten Wäh­rungs­sys­te­me in Euro­pa wur­den von den Herr­schern initi­iert. Kraft ihrer (gott­ge­ge­be­nen) Auto­ri­tät konn­ten sie den Wert der Wäh­rung fest­le­gen und ihre Pro­duk­ti­on ver­an­las­sen. Die Repu­ta­ti­on der Wäh­rung war eng mit der Per­son und Funk­ti­on des Herr­schers (Kai­ser, König, Fürst) ver­bun­den.  Noch heu­te ziert das Por­trait von Queen Eliza­beth II. Bank­no­ten und Mün­zen Groß­bri­tan­ni­ens wie auch eini­ger Län­der des Com­mon­wealth (Vgl. dazu: Eliza­beth II. – nie­mand schafft es auf mehr Geld).

In Krie­ger und Bau­ern. Die Ent­wick­lung von Wirt­schaft und Gesell­schaft im frü­hen Mit­tel­al­ter schreibt Geor­ges Duby über die frü­he Wäh­rungs­ge­schich­te Euro­pas zwi­schen dem 7. und 12. Jahrhundert:

Es soll noch ein­mal wie­der­holt wer­den, dass die Wäh­rungs­phä­no­me­ne der hier behan­del­ten Epo­che weni­ger mit der Wirt­schafts­ge­schich­te zu tun hat­ten als mit der Geschich­te der Kul­tur oder der poli­ti­schen Struk­tu­ren. Eine Erklä­rung für die all­mäh­li­che Ver­brei­tung des Münz­gel­des und die Fluk­tua­ti­on der ver­schie­de­nen Münzar­ten muss zunächst in der kul­tu­rel­len und poli­ti­schen Ent­wick­lung gesucht wer­den. Geld­pro­duk­ti­on und ‑ver­tei­lung ist näm­lich eine rein staat­li­che Ange­le­gen­heit. Ein sol­cher Akt erfor­dert ein Mini­mum an poli­ti­scher Orga­ni­sa­ti­on, ohne das die regel­mä­ßi­ge Her­stel­lung iden­ti­scher Stü­cke wie Mün­zen unter dem Schutz einer aner­kann­ten Auto­ri­tät gar nicht mög­lich wäre. Er setzt vor allem einen aus­ge­reif­ten Herrsc…