Von Ralf Keuper
In einem Interview erwähnt Dirk Helbing, Professor für Soziologie an der ETH Zürich, die Gefahren, die von sog. Flash Crashs an der Börse ausgehen können. Durch fehllaufende Interaktionen zwischen den am Hochfrequenzhandel beteiligten Rechnern und daraus resultierenden Kettenreaktionen können innerhalb von Sekunden große Geldwerte vernichtet werden.
Helbing folgert daraus, dass wir eine Soziologie der Maschinen brauchen, die beschreibt, wie Maschinen untereinander und Menschen mit Maschinen interagieren. Ein Weg, um die Technologierisiken bewältigen zu können, ist für Helbig der Einsatz von Computeragenten, die in das Geschehen eingreifen bzw. es überwachen können.
Ähnliche Gedanken äüßerte Jacques Ferber in seinem Buch Multiagentensysteme – Eine Einführung in die Verteilte Künstliche Intelligenz. Darin entwarf er sein Konzept der Kenetik.
Die Kenetik strebt danach, sowohl die Wissenschaft als auch die Technologie künstlicher Organisationen zu sein, unabhängig davon, ob diese Organisationen Populationen, Gesellschaften, Gruppen, Welten oder Universen genannt werden. Die Kenetik befasst sich darüber hinaus damit, Multiagentensysteme zu konstruieren, das heisst, elektronische Modelle der Computermodelle zu erzeugen, die aus künstlichen Entitäten bestehen, welche miteinander kommunzieren und in einer gemeinsamen Umwelt agieren.
Bereits im vergangenen Jahr warnte der ehemalige Executive Director der Reserve Bank of India, V.K. Sharma, vor den Gefahren der Hebelwirkung der Technologie – dem Technology Leverage.
Das Feld ganz oder auch nur in weiten Teilen den Maschinen zu überlassen, hält er für einen Fehler.
Darin wird er von einem der bedeutendsten Soziologen des 20. Jahrhunderts, Niklas Luhmann, unterstützt, der einmal zu der nüchternen Feststellung gelangte:
Der Versuch, sich gegen Risiken der Technik durch Technik zu schützen, stößt offenbar an Schranken. … (in: Soziologie des Risikos)
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Technologierisiken im Banking