Von Ralf Keuper
Es scheint, als wäre im Sparkassenlager ein Richtungsstreit entbrannt. Bemerkbar macht sich das zum einen an dem Schlingerkurs der Sparkassen bei der Beteiligung am gemeinsamen Bezahlverfahren Pay Direkt der Deutschen Kreditwirtschaft und zum anderen an dem Dissenz zwischen dem Präsidenten des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV), Fahrenschon, und dem Präsidenten des Westfälisch-Lippischen Sparkassenverbandes (WLSGV), Gerlach.
Stein des Anstosses bei letzterem Konflikt ist die Frage der Haftung der Sparkassen für den Fall, dass eine Landesbank, wie in den letzten Jahren häufiger geschehen, in die Schieflage geraten sollte. Der Nachrichtendienst Reuters spricht in dem Zusammenhang von tiefen Narben, die der Haftungsstreit im Sparkassenlager hinterlassen habe.
Der Zeitpunkt für die Divergenzen kommt recht ungünstig, steht die Branche doch vor den größten Herausforderungen der letzten Jahrzehnte, wahrscheinlich den gravierendsten seit ihrer Entstehung. Das geht weit über die Themen Niedrigzinsphase und Haftung hinaus.
Wenn die Sparkassen überhaupt noch aktiv an dem Wandel, der bereits in vollem Gange ist und in den nächsten Jahren noch an Dynamik deutlich zunehmen wird, in irgendeiner Form mit gestalten wollen, müssen sich die Spitzen der Organisation über die Richtung im Klaren sein und an einem Strang ziehen. Es wird auch so schon schwer genug, wenngleich das viele Sparkassen-Vorstände noch anders sehen mögen.
Mittlerweile werden die Grenzen der Verbundorganisation immer offensichtlicher – zu viele Fürsten mit ausgeprägtem Ego. In dieser Form ist sie kaum noch geeignet, die verschiedenen Interessen zu bündeln. Wenn ihr das aber schon nicht im Innenverhältnis gelingt, wie soll dann nach außen der Eindruck der Geschlossenheit, oder besser: Einigkeit entstehen?
Update 13.05.2015:
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