Von Ralf Keuper

Wie es aus­sieht plant Micro­soft die Lan­cie­rung einer Per­so­nal Data Bank mit dem Proe­jkt­na­men “Bali”, wor­über in den letz­ten Tagen und Wochen inten­siv berich­tet wur­de, wie in

Mit der Anwen­dung, die momen­tan von Micro­soft Rese­arch im pri­va­ten Modus getes­tet und ent­wi­ckelt wird, kön­nen die Nut­zer ihre Daten im Netz in ihren Besitz neh­men. Auf der Bali-Home­page, die mitt­ler­wei­le vom Netz genom­men wur­de, war über die Lösung zu lesen:

new per­so­nal data bank which puts users in con­trol of all data coll­ec­ted about them.… The bank will enable users to store all data (raw and infer­red) gene­ra­ted by them. It will allow the user to visua­li­ze, mana­ge, con­trol, share and mone­ti­ze the data.

Bereits im Jahr 2014 ver­öf­fent­lich­ten Mit­ar­bei­ter von Micro­soft Rese­arch das Paper Inver­se Pri­va­cy. Bali basiert auf dem Kon­zept der Inver­se Pri­va­cy. Inver­se Pri­va­cy liegt dann vor, wenn jemand ande­res, zB. eine Fir­ma oder Behör­de, Infor­ma­tio­nen über mich besitzt, über die ich selbst nicht ver­fü­ge. Ziel von Bali ist, die Men­ge an die­sen Infor­ma­tio­nen so weit wie mög­lich zu redu­zie­ren. In dem erwähn­ten Paper heisst es:

Due to pro­gress in tech­no­lo­gy, insti­tu­ti­ons have beco­me much bet­ter than you in recor­ding data. As a result, shared data decays into inver­se­ly pri­va­te. More inver­se­ly pri­va­te infor­ma­ti­on is pro­du­ced when insti­tu­ti­ons ana­ly­ze your pri­va­te data.

Your inver­se­ly pri­va­te infor­ma­ti­on, whe­ther coll­ec­ted or deri­ved, allows insti­tu­ti­ons to ser­ve you bet­ter. But access to that information—especially if it were pre­sen­ted to you in a con­ve­ni­ent form—would do you much good. It would allow you to cor­rect pos­si­ble errors in the data, to have a bet­ter idea of your health sta­tus and your cre­dit rating, and to iden­ti­fy ways to impro­ve your pro­duc­ti­vi­ty and qua­li­ty of life.

Damit bewegt sich Micro­soft in etwa auf einer Linie mit Apple. Apple-Chef Tim Cook hat mehr­mals die euro­päi­sche Daten­schutz­grund­ver­ord­nung (DSGVO) als vor­bild­lich bezeich­net und das Grund­recht auf Pri­vat­heit betont.

Micro­soft koope­riert u.a. mit SAP in der Open Data Initia­ti­ve. In sei­nem Buch Hit Refresh. Wie Micro­soft sich neu erfun­den hat und die Zukunft ver­än­dert äußer­te Satya Nadel­la die Über­zeu­gung, dass das Zeit­al­ter der Pri­vat­sphä­re nicht zu Ende ist. Die Men­schen wol­len künf­tig die Kon­trol­le dar­über haben, wem sie wel­che Infor­ma­tio­nen zur Ver­fü­gung stel­len und wie die­se genutzt werden.

Inver­se Pri­va­cy und Per­so­nal Data Banks wie Bali könn­ten der ers­te Schritt sein, um den Nut­zern die Kon­trol­le über ihre Digi­ta­le Iden­ti­tät zu geben. In Your digi­tal iden­ti­ty has three lay­ers, and you can only pro­tect one of them legt  Katar­zy­na Szym­ie­le­wicz dar, dass die Nut­zer der­zeit bes­ten­falls die ers­te Schicht ihre digi­ta­len Iden­ti­tät (halb­wegs) kon­trol­lie­ren kön­nen. Die ers­te Schicht wird reprä­sen­tiert von den Daten, wel­che die Nut­zer bei ihren Akti­vi­tä­ten in den sozia­len Medi­en pro­du­zie­ren, die zwei­te Schicht besteht dage­gen aus den Beob­ach­tun­gen des Nut­zer­ver­hal­tens durch Drit­te (z.B. Daten­bro­ker), die drit­te setzt sich aus Inter­pre­ta­tio­nen der Daten der ers­ten Schicht zusam­men, wobei aus­ge­feil­te Algo­rith­men ver­wen­det werden.