Von Ralf Keuper
Auch in dieser Woche hat sich im Banking einiges getan. Im Anschluss einige Meldungen, die mir dabei besonders ins Auge gefallen sind:
Der größte Einzelhändler der Welt, Wal Mart, hat seine Absichten im Banking durch die Ankündigung einer Partnerschaft mit GoBank unterstrichen. Im Visier hat das Unternehmen aus Arkansas dabei vor allem die Gruppe der sog. Unbanked oder Underbanked. Ein Segment, das die Banken bisher vernachlässigen. Parallel dazu positioniert Wal Mart seine mobile Bezahllösung CurrentC als Konkurrenz zu Apples Lösung Apple Pay.
Den Banken erwächst hier langsam aber sicher ein ernstzunehmender Mitbewerber im Bereich Retail/Banking Services. Ähnliche Ambitionen haben Amexco und T‑Mobile USA.
Die spanische Santander Bank hat für den Auf- bzw. Ausbau ihres Digital Banking Bradley Leimer als Head of Innovation North America gewinnen können. Leimer ist in der FinTech-Branche bestens bekannt und mit den neuesten Entwicklungen vertraut. Sieht nach einer vorausschauenden Personalentscheidung aus.
Dass die Banken beginnen, ihre Zurückhaltung gegenüber analytischen Applikationen abzulegen, zeigt die Meldung, wonach ein Bankenkonsortium sich maßgeblich an der neuen Finanzierungsrunde für das im Bereich Predictive Analytics tätige Startup Context Relevant beteiligt hat. Damit tragen die Banken, zu denen u.a. Goldmas Sachs und die Bank of America zählen, der wachsenden Bedeutung semantischer Technologien und Verfahren im Banking Rechnung.
Überhaupt verstärkt sich der Eindruck, dass die Banken bemüht sind, ihre Abhängigkeit im Bereich der neuen Technologien zu reduzieren. So wurde gestern bekannt, dass wiederum ein Bankenkonsortium, angeführt von Goldman Sachs, kurz vor dem Kauf des Startups Perzo stehe. Das Startup bietet einen Chat-Dienst an, der der Chatfunktion von Bloomberg Konkurrenz machen soll.
Der informativen Beitrag Neulinge werden Privatbanken-‘Dinosaurier’ überholen – ABN Amro geht auf die neuesten Entwicklungen im Bereich des Private Banking ein. Dort sorgen seit einiger Zeit Startups wie Nutmeg und Wealthfront für Aufsehen.
Dazu passt die aktuelle und gleichfalls informative Kolumne Standardisierte Anlageberatung: Jetzt kommen die Roboter von Dirk Elsner.
Und nicht zu vergessen das High Light dieser Woche in der deutschen FinTech-Startup – Szene: Der zur Commerzbank gehörende Mainincubator teilte mit, sich als Lead Investor an der neuen Finanzierungsrunde des Spezialisten für B2B Payments, Traxpay, beteiligt zu haben. Die Meldung stieß durchweg, so jedenfalls mein Eindruck, auf positive Resonanz. Traxpay gilt in Branchenkreisen schon seit einiger Zeit als besonders vielversprechend. Auf jeden Fall hat die Commerzbank damit deutlich zu erkennen gegeben, dass sie im Bereich der Mittelstandsfinanzierung wie auch beim Working Capital Managements/Supply Chain Financing gewillt ist, mehr als nur ein Wort mitzureden.