Von Ralf Keuper
Die Blockchain-Technologie stellt auch an die IT-Beratungshäuser neue Anforderungen. Während die “alt-eingesessenen” das Thema eher zurückhaltend angehen und bislang nur in wenigen Fällen eigene Beratungssparten gründen, stellen spezialisierte Beratungshäuser ihr Angebot ganz auf die Blockchain-Technologie ab. Der Markt in Deutschland spiegelt diese Entwicklung wider. Neben großen Beratungshäusern wie Deloitte, Accenture oder Cap Gemini stehen kleinere, die sich explizit als Blockchain-Berater positionieren, wie Blockruption und Brainbot. Dazwischen mittelgroße Unternehmen wie adesso oder Capco. Zwar gehört die Fraunhofer-Gesellschaft nicht zur Gruppe der Beratungsunternehmen, jedoch werden dort Leistungen offeriert, wie beim Fraunhofer FIT mit ihrem Blockchain Lab, die im weiteren Sinne hinzugezählt werden können.
Die nachfolgende Aufstellung, die keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit erhebt, gibt einen ersten Überblick der in Deutschland aktiven Beratungshäuser im Bereich Blockchain, klassifiziert nach Beratungsangeboten und den adressierten Branchen.
Blockchain Beratungshäuser (1)
Kunden noch überwiegend in der Erkundungsphase
Der Beratungsbedarf auf Seiten der Kunden konzentriert sich momentan auf die Erkundung der Möglichkeiten der Blockchain-Technologie für das eigene Geschäftsmodell. Hierbei wird gerne auf Workshops zurückgegriffen. Kunden, die tiefer in die Thematik einsteigen wollen, beauftragen die Beratungshäuser mit der Durchführung bzw. Begleitung eines Proof of Concepts. Entschließt sich ein Kunde für die Implementierung/Umsetzung, übernehmen einige Beratungshäuser die Entwicklung bis hin zum Projektmanagement und Betrieb.
Insgesamt sind die meisten Beratungshäuser noch vorwiegend damit beschäftigt, die nötige Expertise aufzubauen, was nicht ganz so einfach ist, da die Zahl der Blockchain-Fachkräfte überschaubar ist.
Gartners Sicht
In dem Market Guide for Blockchain Consulting and Proof-of-Concept Development Services gibt das Research-Unternehmen Gartner den Rat, sowohl auf große Beratungshäuser (single broad-scope source consultancy) zu setzen, die über die nötigen Kapazitäten verfügen wie auch auf Spezialisten (narrow-focus consultancy) zurückzugreifen. Daneben empfiehlt Gartner den Aufbau eigener Expertise.
Gartner sieht für die nächsten Jahre im IT-Beratungssektor zwei wichtige Marktrends: Business Consulting sowie Technical specialists und technology consulting. Im Grunde keine neue Entwicklung, mit der Einschränkung, dass es künftig schwierig sein dürfte, alles aus einer Hand anbieten zu können. Es bleibt abzuwarten, ob der Markt sich in Allrounder und Spezialisten aufteilt. Dazwischen scheint nur noch wenig Raum zu sein. Das wiederum ist abhängig davon, welche Verbreitung die Blockchain-Technologie finden wird.
Risiken für die Beratungshäuser
Auch für die Beratungshäuser besteht das Risiko, sich zu sehr und zu früh auf eine bestimmte Blockchain-Variante festzulegen. Einige Beratungshäuser verfolgen diesbezüglich einen Blockchain-agnostischen Ansatz. Für den agnostischen Ansatz spricht, dass es durchaus vorstellbar ist, dass die Blockchain-Technologie “disrupted” werden könnte. Mit Hashgraph steht die Ablösung evtl. schon bereit. Weiterhin wird, sofern sich Smart Contracts verbreiten, der Bedarf an juristischer Beratung steigen, der bereits von den Legal-Tech – Beratern adressiert wird.
Bedarf an (neuen) Systemintegratoren wird steigen – Komplexität nimmt zu
Da die Blockchain alleine nicht existieren kann und die Unterstützung von off-chain-Applikationen mit der nötigen Governance benötigt, wird der Bedarf an Systemintegratoren steigen. Das stellt neue Anforderungen an die Systemintegratoren. Für sehr wahrscheinlich halte ich, dass hier neue Unternehmen auf der Bildfläche erscheinen, die über die nötige Expertise verfügen. Daraus folgt, dass die Blockchain-Beratungshäuser mit anderen off-chain-Beratern kooperieren werden oder aber, sofern sie dazu in der Lage und willens sind, eigene Kapazitäten aufbauen. Die Komplexität des Geschäfts wird steigen.