… Die kür­zes­te und wahr­haf­tigs­te Art, die Lom­bard Street zu beschrei­ben, ist zu sagen, dass sie bei wei­tem die größ­te Kom­bi­na­ti­on von wirt­schaft­li­cher Kraft und wirt­schaft­li­cher Fein­heit ist, die die Welt je gese­hen hat. An der Grö­ße der Macht wird es kei­nen Zwei­fel geben. Geld ist wirt­schaft­li­che Macht. Jeder weiß, dass Eng­land das reichs­te Land der Welt ist; jeder gibt zu, dass es viel mehr sofort ver­füg­ba­res und berei­tes Geld hat als jedes ande­re Land. Aber nur sehr weni­ge Men­schen wis­sen, wie viel grö­ßer das fer­ti­ge Gut­ha­ben – der schwe­ben­de Kre­dit­fonds, der an jeden oder für jeden Zweck ver­lie­hen wer­den kann – in Eng­land ist als irgend­wo sonst in der Welt. Eini­ge weni­ge Zah­len wer­den zei­gen, wie groß der Lon­do­ner Kre­dit­fonds ist, und wie viel grö­ßer er als jeder ande­re ist. ..

Natür­lich sind die Ein­la­gen der Ban­kiers kein genau­es Maß für die Res­sour­cen eines Geld­mark­tes. Im Gegen­teil, in Frank­reich und Deutsch­land und in allen Län­dern, in denen es kei­ne Ban­ken gibt, gibt es viel mehr Bar­geld außer­halb der Ban­ken als in Eng­land oder Schott­land, wo das Bank­we­sen ent­wi­ckelt ist. Aber die­ses Bar­geld ist sozu­sa­gen kein “Geld­markt­geld”: Es ist nicht erreich­bar. Nichts ande­res als das unge­heu­re Unglück der Fran­zo­sen, nichts ande­res als eine gro­ße Anlei­he in ihren eige­nen Wert­pa­pie­ren hät­te die Schät­ze Frank­reichs aus der Obhut des fran­zö­si­schen Vol­kes her­aus­ho­len kön­nen. Das Ange­bot ande­rer Wert­pa­pie­re hät­te sie nicht in Ver­su­chung geführt, denn sie hat­ten kein Ver­trau­en in ande­re Wert­pa­pie­re. Für alle ande­ren Zwe­cke war das gehor­te­te Geld nutz­los und hät­te genau­so gut nicht gehor­tet wer­den kön­nen. Aber das eng­li­sche Geld ist “leih­ba­res” Geld. Unser Volk ist küh­ner im Umgang mit sei­nem Geld als jede ande­re kon­ti­nen­ta­le Nati­on, und selbst wenn es nicht küh­ner wäre, macht die blo­ße Tat­sa­che, dass sein Geld in einer Bank depo­niert ist, es weit­aus ver­füg­ba­rer. Eine Mil­li­on in den Hän­den eines ein­zi­gen Ban­kiers ist eine gro­ße Macht; er kann sie sofort aus­lei­hen, wo er will, und die Kre­dit­neh­mer kön­nen zu ihm kom­men, weil sie wis­sen oder glau­ben, dass er sie hat. Aber die­sel­be Sum­me, die in Zeh­ner- und Fünf­zi­ger­be­trä­gen über eine gan­ze Nati­on ver­streut ist, ist über­haupt kei­ne Macht: nie­mand weiß, wo sie zu fin­den ist oder wen man dar­um bit­ten kann. Die Kon­zen­tra­ti­on des Gel­des in den Ban­ken ist, wenn auch nicht die ein­zi­ge Ursa­che, so doch die Haupt­ur­sa­che, die den Geld­markt Eng­lands so außer­or­dent­lich reich gemacht hat, so viel rei­cher als den ande­rer Länder.

Quel­le /​ Link: Lom­bard Street. Eine Beschrei­bung des Geldmarktes