Von Ralf Keuper

Die Zei­ten lie­gen lan­ge zurück, als die Vil­len von Ban­kiers ein belieb­ter Treff­punkt füh­ren­der Per­sön­lich­kei­ten aus dem kul­tu­rel­len, poli­ti­schen und wirt­schaft­li­chen Leben waren. In dem Haus von Carl Fürs­ten­berg, dem legen­dä­ren Chef der Ber­li­ner Han­dels­ge­sell­schaft, ver­kehr­ten Per­sön­lich­kei­ten unter­schied­li­cher Pro­fes­si­on, die sich sonst kaum begeg­net wären. Heu­te sind Ban­kiers eine aus­ster­ben­de Spe­zi­es. Es regie­ren die Ban­ker. Deren Wohn­häu­ser geben kaum Anlass für archi­tek­tur­theo­re­ti­sche oder sozio­lo­gi­sche Betrach­tun­gen. Was sagt uns das über die Gegen­wart? Die­ser Fra­ge geht Mari­an­ne Roden­stein in Reich­tum in Schön­heit ver­wan­deln – zur Sozio­lo­gie von Ban­kiers­vil­len in Ham­burg, Frank­furt und Ber­lin nach.

Was müs­sen wir uns unter einer Ban­kiers­vil­la vor­stel­len? Roden­stein schreibt:

Die Ban­kiers­vil­la ist kein archi­tek­tur­his­to­risch ein­zu­ord­nen­der Vil­len­ty­pus wie die Künst­ler­vil­la, die ein Ate­lier besitzt, oder die Fabri­kan­ten­vil­la, die zur Kon­trol­le der Fabrik in deren Sicht­wei­te liegt. Auch ein Pan­zer­schrank ist noch kein zwin­gen­der Hin­weis auf eine Ban­kiers­vil­la. Die Ban­kiers­vil­la ist eine Vil­la, die sich ein Ban­kier, den wir uns aller­dings immer als sehr reich vor­stel­len, bau­en lässt. Ob es dabei unsicht­ba­re berufs­be­zo­ge­ne Regeln zu beach­ten galt, wird zu unter­su­chen sein. Sozio­lo­gisch inter­es­sant sind zwei Zeit­räu­me des Vil­len­baus von Ban­kiers: die Zeit um 1800, in der die Vil­len­kul­tur in Deutsch­land ein­ge­führt wird, und die Peri­ode zwi­schen 1880 und 1914, in der sie noch ein­mal auf­blüht, dann aber mit moder­nen Wohn­be­dürf­nis­sen in Wider­sprü­che gerät und nach dem Ers­ten Welt­krieg zu einem Neu­be­ginn kommt.

Gegen Ende des 19. Jahr­hun­derts leg­ten sich die Ban­kiers in Ber­lin, Ham­burg und…