Von Ralf Keuper
Mit der fortschreitenden Industrialisierung waren die Privatbanken im Deutschen Kaiserreich gezwungen, ihre Organisationsabläufe und Geschäftsmodelle anzupassen. Ihre aus persönlichen Kontakten bestehenden Netzwerke mussten um weitere Möglichkeiten der Informationsgewinnung ergänzt, Kooperationen mit Großbanken gesucht werden.
Beispielhaft dafür ist das Bankhaus Gebr. Bethmann in Frankfurt am Main. Zu den großen Stärken der Privatbanken zählten ihre langjährige Erfahrung, ihre breit gestreuten Kontakte zu internationalen Partnern sowie die Kontinuität in der Geschäfts- und Personalpolitik. Einigen Privatbanken gelang es, Nischenfunktionen auszuüben, wie in der Vermögensverwaltung, der Beratung und der Vermittlung von Finanzdienstleistungen. “Viele Industrieunternehmen schätzten Privatbankiers als unabhängige und kompetente Berater bzw. Vermittler und beriefen diese in ihre Aufsichtsräte. Unabhängigkeit und geringe ökonomische Macht waren hier Wettbewerbsvorteile gegenüber den Großbanken”.
Der Ursprung des Bankhauses Bethmann lag im sog. Merchant Banking. Wie bei den Rothschilds schufen Handelsgeschäfte die (Kapital-)basis für den Einstieg in das Bankgeschäft. Kerngeschäft war der Handel mit Staatsanleihen und die Vermögensverwaltung. Der Geschäftsumfang von Gebr. Bethmann war durch den Sitz in Frankfurt am Main mehr…