Von Ralf Keuper

Die im Ver­gleich zu Groß­bri­tan­ni­en und den USA spä­ter ein­set­zen­de Indus­tria­li­sie­rung in Deutsch­land hat zu spe­zi­fi­schen Struk­tu­ren in der deut­schen Wirt­schaft geführt, die bis heu­te nach­wir­ken. So haben sowohl die moder­ne Uni­ver­sal­bank als auch die enge Ver­bin­dung zwi­schen Indus­trie­un­ter­neh­men und Ban­ken ihren Ursprung in die­ser Epo­che, die von der Grün­dung des Deut­schen Kai­ser­reichs im Jahr 1871 bis zum Aus­bruch des 1. Welt­krie­ges 1914 reicht. Im Aus­land wur­den die Vor­zü­ge des deut­schen Ban­ken­sys­tems für die indus­tri­el­le Ent­wick­lung mit Erstau­nen zur Kennt­nis genom­men, ins­be­son­de­re in Groß­bri­tan­ni­en, wo es eine kla­re Tren­nung zwi­schen dem Invest­ment Ban­king und dem Retail Ban­king gab.

Die neue Orga­ni­sa­ti­ons­form der Uni­ver­sal­bank, die zu Beginn von eher infor­mel­len Bezie­hun­gen geprägt war, begann sich fort­lau­fend zu pro­fes­sio­na­li­sie­ren. Damit ein­her­ge­hend ließ die Bedeu­tung ein­zel­ner Per­so­nen, wie des ers­ten Direk­tors der Deut­schen Bank, Georg von Sie­mens, für den Unter­neh­mens­er­folg nach. Es stell­te sich her­aus, dass eine moder­ne Bank, noch dazu eine, die, wie die Deut­sche Bank, im Aus­lands­ge­schäft tätig war, einer ent­spre­chen­den, arbeits­tei­li­gen Orga­ni­sa­ti­on bedurf­te. Das betraf vor allem die Beschaf­fung und den Umfang von Infor­ma­tio­nen  für die Ein­schät­zung der Geschäfts­ri­si­ken. Die zen­tra­le Fra­ge lau­tet daher laut Mar­kus Dah­lem in Die Pro­fes­sio­na­li­sie­rung des Bank­be­triebs: Stu­di­en zur insti­tu­tio­nel­len Struk­tur der deut­schen Ban­ken im Kai­ser­reich 1871–1914: “Wie wur­den die Infor­ma­ti­ons­be­schaf­fung und vor allem die I…