… dass “der Markt” in geradezu irrationaler Weise derzeit nicht bereit zu sein scheint, die den Banken in der Abwicklung des Zahlungsverkehrs entstehenden Kosten angemessen zu honorieren, bleibt für die Banken zwar ein Ärgernis, aus eigener Kraft aber nahezu unkorrigierbar. Sie müssen das Kuppelprodukt Zahlungsverkehr weiterhin unter Kosten anbieten in der Hoffnung, dass sich diese Investition künftig zumindest in der Globalrechnung doch verzinst. Zu den großen Fortschritten der letzten Jahre gehört es, dass auch die großen Banken transparenter geworden sind, dass Gewinn- und Verlustquellen besser erkannt und dass somit auch eher Maßnahmen der geschäftspolitischen Steuerung ergriffen werden können. Die Zeiten, in denen etwa Filialen im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste allein aus Prestigegesichtspunkten unterhalten oder einzelne Geschäfte aus ebensolchen Erwägungen abgeschlossen wurden, dürften endgültig vorbei sein.
Häufig wird übersehen, dass Gewinnstreben nicht nur auf der Ertragsseite, sondern sehr viel auch mit der Aufwandsseite zu tun hat. “Profitability begins at home” könnte man in Abwandlung eines bekannten Wortes sagen. Die Banken mit ihrem hohen Personalkostenanteil sind in besonderem Maße gezwungen, alle Möglichkeiten der technischen Rationalisierung auszuschöpfen, die für ihr Geschäft zur Verfügung stehen. Die in den letzten Jahren gelungene Ertragsstabilisierung, die übrigens nirgendwo zur Freisetzung von Arbeitskräften geführt hat, ist zu einem wesentlichen Teil den auf dem organisatorischen Gebiet erzielten Erfolgen zu verdanken. Die “Preise” der Banken, ihre Gebühren und die ihnen verbleibenden Margen können es dagegen an Stabilität mit der Entwicklung in wohl allen anderen Wirtschaftsbereichen aufnehmen.
Quelle: Über das Gewinnstreben und die Gemeinnützigkeit der privaten Banken, in: Mut zur Freiheit – Gedanken zu Politik und Wirtschaft