2007 platzt die Immo­bi­li­en­bla­se in den USA. In Euro­pa ach­tet nie­mand dar­auf, denn es scheint eine rein ame­ri­ka­ni­sche Kri­se zu sein. Sta­bi­les Wachs­tum, Arbeits­lo­sen­zah­len unter Kon­trol­le – nie schien die EU soli­der. Aber die euro­päi­schen Ban­ken hat­ten auf hohe Ren­di­ten ver­spre­chen­de Geld­an­la­gen in den USA gesetzt. Rasch kön­nen vie­le Ban­ken nicht mehr ihren Verp­lich­tun­gen nachkommen.

2007 explo­dier­te die Spe­ku­la­ti­ons­bla­se des US-ame­ri­ka­ni­schen Immo­bi­li­en­markts. Auf der ande­ren Sei­te des Atlan­tiks fand die­se inner­ame­ri­ka­ni­schen Kri­se kaum Beachtung.
Um eine euro­päi­sche Finanz­kri­se zu ver­mei­den und die Ban­ken zu ret­ten, spann­te die EZB einen mil­li­ar­den­schwe­ren Ret­tungs­schirm auf. Alles schien wie­der in Ord­nung zu sein – bis Leh­man Brot­hers, eines der ältes­ten ame­ri­ka­ni­schen Kreditinstitute,am 15. Sep­tem­ber 2008 Kon­kurs anmeldete.
Die Bör­sen bra­chen ein und lös­ten eine welt­wei­te Finanz- und Wirt­schafts­kri­se aus. In Euro­pa kol­la­bier­te erst in Irland, dann in Island das Ban­ken­sys­tem. Danach gerie­ten Grie­chen­land, Spa­ni­en, Por­tu­gal und Ita­li­en in ernst­zu­neh­men­de Schwie­rig­kei­ten. Über Mona­te hin­weg unfä­hig, eine gemein­sa­me euro­päi­sche Hal­tung zu erar­bei­ten, ver­folg­te jedes Land sei­ne eige­ne Poli­tik. Die Abwärts­spi­ra­le der Märk­te war unauf­halt­sam. Bald war der gan­ze Kon­ti­nent von Spar­kurs und Rezes­si­on betroffen.
Die Finanz- und Wirt­schafts­kri­se wur­de in der Fol­ge auch zur poli­ti­schen Kri­se. Die Wut der Bür­ger äußer­te sich bei den Wah­len: Die Euro­pä­er straf­ten die tra­di­tio­nel­len Par­tei­en ab und lie­fen zu den EU-Aus­tritts­par­tei­en über. Über­zeugt, dass die Euro­päi­sche Uni­on die Wur­zel allen Übels sei, beschloss das Ver­ei­nig­te König­reich den Brexit. Das Auf­bau­werk Euro­pa begann zu brö­ckeln. Ein­zig Deutsch­land fand in den dar­auf­fol­gen­den Jah­ren zu einer Dyna­mik von vor der Welt­wirt­schafts­kri­se zurück, wäh­rend die süd­eu­ro­päi­schen Län­der außen vor blie­ben. Auch mehr als ein Jahr­zehnt nach dem Bör­sen­crash hält sich ein Mythos zäh: Die Sub­prime-Kri­se sei eine ame­ri­ka­ni­sche Kri­se und Euro­pa ihr unschul­di­ges Opfer. Dabei ist die Fest­stel­lung ein­deu­tig: Die von den euro­päi­schen Insti­tu­tio­nen getrof­fe­nen Ent­schei­dun­gen haben die Kri­se in Euro­pa verschlimmert.

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