Von Ralf Keuper
Als Henrietta Howland (Hetty) Robinson Green im Jahr 1916 im Alter von 81 Jahren verstarb, war sie mit einem geschätzten Vermögen von 100 – 200 Millionen Dollar die zu dem Zeitpunkt reichste Frau der Welt. Sie war die erste Frau, die mit großem Erfolg an der Wall Street investierte.
Ihre Startbedingungen waren allerdings recht günstig. Nach dem Tod ihres Vaters im Jahr 1846 erbte sie ein Vermögen von 7,5 Millionen Dollar. Im Jahr 1868 heiratete sie den Multimillionär Edward Green.
Green galt als ausgesprochen geizig. Über Jahrzehnte trug sie die gleiche (schwarze) Kleidung. Ausgaben waren ihr ein Greuel. Ihre Schrullen und ihr äußeres Erscheinungsbild trugen ihr den Beinamen “Hexe der Wall Street” ein. Der direkte Kontakt mit Green war nicht sonderlich angenehm, was auch daran lag, dass sie die Körperpflege vernachlässigte[1]Hetty Green: The Woman Who Loved Money.
Ihren Reichtum verdankte sie ihren Investitionen in Immobilien und der Vergabe von Darlehen. Ihr Rezept war denkbar einfach: Kaufen, wenn es günstig ist. Gelegenheiten dazu boten sich reichlich – wie z.B. bei Zwangsversteigerungen. Wenn sich eine Stadt wie New York in Zahlungsschwierigkeiten befand und infolgedessen auf der Suche nach einem Kreditgeber war, sprang Hetty Green gerne ein. Spekulative Investments waren ihre Sache nicht[2]The Peculiar Story of the Witch of Wall Street. Einen Teil ihres Vermögens legte sie in Staatsanleihen an[3]But Was She Really the “Witch of Wall Street”. Heute würde man ihren Anlagestil wohl als Value Investing bezeichnen.
References