Von Ralf Keuper

Aus Krei­sen der Fin­tech-Com­mu­ni­ty kommt ger­ne der Hin­weis, dass Aus­fall­quo­ten bei Fin­tech-Start­ups von 90% völ­lig nor­mal bzw. ein­ge­plant sei­en. Mag sein, nur: Eine geplan­te Aus­fall­quo­te von 90% in einem für die Verbraucher/​Nutzer durch­aus sen­si­blen Bereich, Finan­zen, und mit Blick auf den bis­lang errei­chen mini­ma­len Effekt für die All­ge­mein­heit wirft mit Joseph Stig­litz[1]Man­che Abwei­chun­gen von den Fun­da­men­tal­da­ten hal­ten sich mit­un­ter rela­tiv lan­ge, spe­ku­la­ti­ve Bla­sen am Immo­bi­li­en­markt bei­spiels­wei­se und in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit bei den Tech­no­lo­gie­ak­ti­en.  Als … Con­ti­nue rea­ding die Fra­ge auf, ob die Gel­der, die inzwi­schen ver­brannt wur­den und noch wer­den (mit Wire­card kom­men da noch eini­ge Mrd. Euro dazu) nicht anders­wo bes­ser ange­legt wären.

Kann es sein, dass Fin­tech mitt­ler­wei­le nur eine ande­re Spiel­art der Finan­zia­li­sie­rung ist?

Dazu eini­ge Gedan­ken von Rana Forooh­ar, Asso­cia­te Edi­tor der Finan­cial Times (FT), aus ihrem Buch Makers and Takers. Der Auf­stieg des Finanz­we­sens und der Absturz der Real­wirt­schaft:

Das vor­lie­gen­de Buch will die­se ein­zel­nen Punk­te mit­ein­an­der ver­bin­den und das kom­ple­xe Phä­no­men beschrei­ben, das sie ver­bin­det: die Finan­zia­li­sie­rung. Tra­di­tio­nell ist die­ses The­ma die Domä­ne von “Exper­ten” – von Wis­sen­schaft­lern, Finan­ziers und Poli­ti­kern, die oft eige­ne Inter­es­sen ver­fol­gen und dies in einer kom­pli­zier­ten Spra­che tun, die Außen­ste­hen­de von der Debat­te aus­schließt. Doch in Finanz­fra­gen ist wie bei so vie­len Din­gen Kom­ple­xi­tät der Feind. Eigent­lich ist die rich­ti­ge Fra­ge die ein­fachs­te: Tun die Finanz­in­sti­tu­tio­nen Din­ge, die einen kla­ren mess­ba­ren Nut­zen für die Real­wirt­schaft erbrin­gen? Trau­ri­ger­wei­se ist dies meis­tens zu verneinen.

Wei­te­re Informationen:

Finan­cia­li­zing aut­ho­ri­ta­ri­an capi­ta­lism: Chi­ne­se fin­tech and the insti­tu­tio­nal foun­da­ti­ons of algo­rith­mic governance

Views on the Finan­cia­liza­ti­on of Cryptocurrencies

The pover­ty of fin­tech? Psy­cho­me­trics, cre­dit infra­struc­tures, and the limits of financialization

https://www.ids.ac.uk/download.php?file=wp-content/uploads/2019/05/Financialization-An-Introduction.pdf

Refe­ren­ces

Refe­ren­ces
1 Man­che Abwei­chun­gen von den Fun­da­men­tal­da­ten hal­ten sich mit­un­ter rela­tiv lan­ge, spe­ku­la­ti­ve Bla­sen am Immo­bi­li­en­markt bei­spiels­wei­se und in jüngs­ter Ver­gan­gen­heit bei den Tech­no­lo­gie­ak­ti­en.  Als Green­span von “irra­tio­na­lem Über­schwang” sprach, mein­te er vor allem die­se. Die zufalls­be­ding­ten Markt­in­ef­fi­zi­en­zen sind mit hohen Kos­ten ver­bun­den; in das eine Unter­neh­men wird mög­li­cher­wei­se zu viel, in das ande­re zu wenig inves­tiert. Aber die Kos­ten von Bla­sen bewe­gen sich in einer ande­ren Grö­ßen­ord­nung, nicht nur wäh­rend der spe­ku­la­ti­ven Über­trei­bung, son­dern auch und vor allem im Anschluss dar­an. Solan­ge eine Bla­se besteht, wer­den alle mög­li­chen Res­sour­cen ver­schwen­det, und zwar in einem Aus­maß, das sich oft nur schwer abschät­zen lässt und das die Ver­schwen­dung öffent­li­cher Gel­der weit in den Schat­ten stellt, in: The Roaring Nine­ties. Der ent­zau­ber­te Boom